Before The Music Ends

Titel

Before The Music Ends

Text & Musik

Gordon Jenkins

The song information, presented in English, has been translated from the original German text and follows below.

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Es gibt sicher keine Aufnahme von Sinatra, die vom Tage ihres Erscheinens an soviele Kontroversen beim Publikum, in der Fachwelt, in Musikerkreisen und auch unter ‚hartgesottenen‘ Sinatra-Fans ausgelöst hat wie die dritte LP des Dreifachalbums „Trilogy“ (erschienen im März 1980) mit dem Titel „The Future – Reflections on The Future in Three Tenses“.

Gordon Jenkins (1910-1984) war seit seiner ersten Zusammenarbeit mit Sinatra für das Capitol-Album „Where Are You?“ (1957) zu einem von Franks wichtigsten Arrangeuren geworden, was das Feld der traurigen Balladen anbelangt, und hatte mit Sinatra einige von seinen besten Alben hervorgebracht, wie „No One Cares“ (1959) oder „September Of My Years“ (1965). Jenkins war ein echtes Kind der Big-Band-Ära und auch als Songschreiber und Komponist in Erscheinung getreten; sein bekanntestes Lied ist sicher „Good-Bye“, seit den 30ern die Erkennungsmelodie des Benny-Goodman-Orchesters (und von Sinatra 1958 – mit Nelson Riddle! – als Ballade auf „FS Sings For Only The Lonely“ interpretiert). Zu seinen bekanntesten Arrangements dürfte „(I Found My Thrill On) Blueberry Hill“ mit Louis Armstrong zählen.

Die heftigsten Kritiken, bezogen auf seine Arbeit mit Sinatra, aber gab es im Frühjahr 1980, als mit „Trilogy“ (Reprise) Sinatras erstes Album seit sechs Jahren auf den Markt kam. Die ersten beiden Teile, „The Past“ und „The Present“ (darunter der neue Superhit „Theme from New York New York“) wurden einhellig gelobt und brachten dem Album mehrere Grammy-Nominierungen ein; daß daraus dieses Mal bis auf die Prämierung der Liner Notes von David McClintick nichts wurde, lag nach ebenso einhelliger Meinung der Kritiker ausschleißlich an Teil 3, „The Future“, einer kolossalen von Gordon Jenkins komponierten, getexteten und arrangierten Suite, die mit einem fast hundertköpfigen Orchester plus einem fünfzigköpfigen Begleitchor unter großem Aufwand an zwei Nachmittagen im Shrine Auditorium von Los Angeles aufgenommen worden war. Der größte Aufwand, mit Abstand, der jemals für eine Sinatra-Session nötig war!

Von Sinatra aus betrachtet war dieses Unternehmen sicher äußerst ungewöhnlich und für viele seiner Zuhörer auch sehr gewöhnungsbedürftig; keinesfalls jedoch, und das ging in fast allen Kritiken völlig unter, galt dies für den Schöpfer des Opus, Gordon Jenkins, der Sinatra hier auf einen musikalischen Weg führte, den er selbst schon seit 35 Jahren kontinuierlich beschritten hatte und der die grob unterschätzte Vielseitigkeit eines Komponisten unterstrich, der sich eben nicht nur dem (im wahrsten Sinne des Wortes) „Easy Listening“ verschrieb.

1946 hatte Jenkins bei Decca die Komposition „Manhattan Tower“ herausgebracht, arrangiert für Orchester, Chor und Solisten, aneinandergereihte Episoden, Träume und Klangbilder, in denen Jenkins Reflexionen über seinen oben erwähnten deprimierenden ersten Aufenthalt in den Häuserschluchten der Großstadt verarbeitete. Das Werk trägt zum Teil experimentelle Züge, hat jedenfalls mit dem „Great American Songbook“ wenig gemein und bedarf in seiner großen Komplexität, die hier im Einzelnen nicht dargestellt werden kann, der ungeteilten Aufmerksamkeit des Zuhörers; ist man dazu bereit, so entfaltet das Stück auch heute noch eine Art postmoderner Faszination. Jenkins hat die Suite kontinuierlich fortentwickelt und 1956 nochmals für Capitol aufgenommen; ein Vergleich lohnt sich, und um „The Future“ als Ganzes überhaupt seriös beurteilen zu können, ist die Kenntnis dieses Werks meines Erachtens sogar unabdingbar.

Mindestens zwei weiteren Opera kommt eine vergleichbar essentielle Bedeutung zu: 1958 komponierte und arrangierte Jenkins in ähnlicher Weise die Suite „The Letter“ für Judy Garland, eine wiederum komplexe Geschichte um eine scheiternde Großstadtliebe, die Judys Gesang mit Instrumentalpassagen und einem männlichen Part (John Ireland) kontrastierte, aber genau wie später „The Future“ weitgehend unverstanden blieb und seitdem in der Versenkung verschwunden ist; nicht einmal eine CD-Fassung ist derzeit greifbar, obwohl das Album gesanglich zu Garlands besten Studioarbeiten gehört.
Und dann ist da noch ein weiterer vergessener Schatz, die bei Decca entstandene Jenkins-Suite „Seven Dreams“, wiederum für Orchester, Chor und Solisten, in der die sich entfaltende Story erst ganz zum Schluß durch eine raffinierte musikalische Pointe als Traum enttarnt wird.

Zahlreiche Elemente aus diesen Kompositionen fanden Eingang in „The Future“, das ansonsten mit zahlreichen auf Sinatra gemünzten autobiographischen Passagen aufwartet und dem Sänger auch eine Zeile über Gordon Jenkins selbst in den Mund legt („I’ll have Lefty to write me one more chart“, singt Frank in „Before The Music Ends“). Das Werk hat sicherlich auch Schwächen und Längen, doch es überwiegt erfrischende Experimentierfreude.

Die Erkenntnis aber, daß viele Kritiker offenkundig gar nicht bereit waren, genau zuzuhören, obwohl hier in wohlkalkulierter Absicht erstmals einem Sinatra-Album die Songtexte beigefügt worden waren; die Tatsache, daß man ihm, unabhängig von Geschmacksfragen, jede Anerkennung dafür verweigerte, Frank Sinatra nach vierzig Bühnenjahren auf ein für den Sänger völlig neues Territorium geführt und gerade dadurch erst jenes Zusammenspiel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hergestellt zu haben, das als Leitidee dem ganzen Projekt zugrunde lag und, wie McClinticks begleitender Essay eindrücklich schildert, entscheidend dazu beigetragen hatte, Sinatra nach Jahren der Selbstblockade erstmals wieder ein Plattenprojekt zu Ende führen zu lassen – diese Erfahrungen haben Gordon Jenkins, folgt man den Erinnerungen seines Sohnes, tief getroffen.

© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

Bevor Die Musik Endet
(Before The Music Ends)

FS: Ich bin schneller Vierzig geworden, als ich dachte
Und lebe in einem ziemlich hektischen Tempo
Wenn ich die Jahre zähle, die ich glücklich angesammelt habe
Dann zeigt die Zukunft ihr Sorgen bereitendes Gesicht

Girls: Was nun, Francis? Was zum Teufel willst du jetzt machen, Francis?

FS: Ein anderes Lied muss gesungen werden
Wenn der Sänger nicht länger jung ist.
Bevor die Musik endet

Bevor sie verklingt
Gibt es noch einige sehr wichtige Dinge, die ich tun muss.
Freunde, die ich wiedersehen muss.
Bestimmte Orte, an denen ich nochmal sein muss.

Bevor die Musik endet
Muss ich einmal mehr nach Hoboken
Ich will diese Straßen hinunterlaufen,
Auf denen dieser kleine italienische Junge gelaufen ist

Und vor der Schule innehalten
Wo diese netten alten Damen versuchten mich zu unterrichten
Ohne zu merken, dass ich viel mehr wusste als sie
Und im Poolroom werde ich für ein Bier Halt machen,
Und traurig zu mir selbst sagen: „Ich kenne hier niemanden.“

Girls: Francis, geh nicht wieder nach Hause

FS: Etwas, was ich machen möchte, bevor die Musik endet
Ist, ein paar wunderbaren lebenslangen Freunden zu danken
Die ich nie traf, aber doch so gut kannte

Von einem Frank an einen anderen
Danke für deinen Traum
Dein Traum ist nun mein eigener

Und danke, Ludwig Van
Für die Traumreisen, auf die du mich schicktest
Danke, Mrs. Verdi, für Joe
Und ein besonderer Dank an Giacomo!

Girls: Giacomo! Giacomo!

FS: Ihr alle hattet Anteil daran, den Sonnenschein
Ein bisschen früher an mein Fenster zu bringen.
Bevor die Musik endet, begleitet von Dino und Sarge,
Möchte ich einen weiteren Angriff auf Vegas starten!

Du wirst mich nicht an diesem idiotischen Rad finden
Das sich dreht und dreht und dreht,
Ich werde nicht an Automaten spielen
Die Bank gewinnt immer!

Kein Spiel
Wo der Jack „Black“ genannt wird.
Gib mir diese Würfel,
Und tretet zurück!

Setz fünfhundert auf die Line
Und hundert auf Come
Wenn Sinatra seine Neun würfelt
Blast die Trompeten, schlagt die Trommel!

Du wirst mich nicht über die neuen Schuhe von meinem Mädchen reden hören
Mein Mädchen hat fünfundsiebzig Paare.
Alles was ich will ist eine neun, nur eine schlichte und einfache neun.

Girls: Nur eine kleine Fünf und Vier, nur eine kleine Sechs und Drei!
Neun, neun, neun, neun, neun, neun, neun, neun!

FS: Neun!

In kommenden Jahren
Vergesse ich vielleicht, ob ich gewonnen oder verloren habe
Aber ich werde mich immer daran erinnern, wie schön es war…

Girls: Nur eine kleine Fünf und Vier, nur eine kleine Sechs und Drei.

FS: Und wenn die Musik endet
Möchte ich, dass sie so endet:
Ich frage Chester, ob er einen weiteren Song für mich schreibt
Ich bringe Lefty dazu, mir einen weiteren Chart zu machen

Und ich mache eine weitere Aufnahme
Mit den besten Musikern der Welt.
Und wenn dieser Typ mit der Sense
Kommt und an meinem Ärmel zieht
Werde ich singen, wenn ich gehe!

Girls: Sinatra! Sinatra! Sinatra! Sinatra! Sinatra!

Übersetzung © Marc Rothballer für Sinatra – The Main Event, 2006

REPRISE-STUDIOAUFNAHME vom 18.12.1979
aufgenommen in Los Angeles, Shrine Auditorium
Arrangement: Gordon Jenkins
Orchester geleitet von Gordon Jenkins
Chor (46köpfig) geleitet von Jerry Whitman
Album/CD: Trilogy – The Future

Main Event Infos (english Version)

Frank Sinatra’s third LP from the triple album “Trilogy,” released in March 1980 and titled “The Future – Reflections on The Future in Three Tenses,” has arguably stirred more debate among audiences, critics, music aficionados, and even the most steadfast Sinatra fans than any other recording since its debut.

Gordon Jenkins (1910-1984), a pivotal figure in Sinatra’s career since their initial collaboration on the Capitol album “Where Are You?” in 1957, particularly excelled in crafting melancholic ballads. He was instrumental in producing some of Sinatra’s finest albums, such as “No One Cares” (1959) and “September Of My Years” (1965). A quintessential product of the Big Band era, Jenkins also made his mark as a songwriter and composer; his most renowned piece is undoubtedly “Good-Bye,” the Benny Goodman Orchestra’s theme since the 1930s, which Sinatra interpreted in 1958 with Nelson Riddle for “FS Sings For Only The Lonely.” Among his celebrated arrangements is “(I Found My Thrill On) Blueberry Hill,” performed by Louis Armstrong.

Yet, the most intense scrutiny of Jenkins’ work with Sinatra emerged in spring 1980 with the release of “Trilogy” on Reprise, Sinatra’s first album after a six-year hiatus. The first two segments, “The Past” and “The Present” (featuring the hit “Theme from New York New York”), received universal acclaim and garnered multiple Grammy nominations. Critics unanimously attributed the absence of awards, except for David McClintick’s liner notes, to the third part, “The Future.” This monumental suite, composed, written, and arranged by Jenkins, was recorded with a nearly hundred-member orchestra and a fifty-voice choir over two afternoons at the Shrine Auditorium in Los Angeles, marking the most extensive effort ever for a Sinatra recording session.

From Sinatra’s perspective, this project was exceptionally unconventional and habit-forming for many listeners. However, almost all reviews overlooked that for Jenkins, this was a continuation of a musical journey he had been on for 35 years, highlighting the underappreciated versatility of a composer not confined to “Easy Listening.”

In 1946, Jenkins released “Manhattan Tower” on Decca, a composition arranged for orchestra, choir, and soloists that wove together episodes, dreams, and soundscapes reflecting his initial disheartening experience in the metropolis. The work, with its experimental elements, diverges from the “Great American Songbook” and demands the listener’s full attention due to its complexity. Jenkins further evolved the suite and re-recorded it for Capitol in 1956; understanding this piece is crucial for a comprehensive assessment of “The Future.”

Two other works of comparable significance include Jenkins’ 1958 suite “The Letter” for Judy Garland, a complex narrative of a doomed urban romance, and “Seven Dreams,” another Decca creation featuring a story that reveals itself as a dream only at the end.

Elements from these works permeated “The Future,” which also contains numerous autobiographical snippets related to Sinatra and even a reference to Jenkins himself (“I’ll have Lefty to write me one more chart,” Sinatra sings in “Before The Music Ends”). Despite its flaws and lengths, the piece is marked by a refreshing experimental spirit.

The critics’ apparent unwillingness to engage deeply with the work, despite the lyrics being included in a Sinatra album for the first time with deliberate intent, and their refusal to acknowledge Jenkins’ role in guiding Sinatra into uncharted musical territory after four decades on stage—thereby actualizing the interplay of past, present, and future that was the project’s central theme—deeply impacted Jenkins, as recounted by his son. This narrative underscores the transformative power of artistic collaboration and the enduring impact of embracing new creative horizons.

Info: Bernhard Vogel for Sinatra - The Main Event

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