The Lonesome Road

Titel

The Lonesome Road

Text & Musik

Musik von Nathaniel Shilkret, Text von Gene Austin (1927)

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Edna Ferber (1885-1968) hatte schon als Schülerin ihr literarisches Talent bewiesen, das sie später als Journalistin, vor allem aber als Romanautorin zum Beruf machte. Für ihren Roman „So Big“ erhielt sie 1924 den Pulitzer-Preis. 1926 kam dann ihr Buch „Show Boat“ heraus, über das Leben & Schicksal einer Künstlerin auf einem den Mississippi entlangschippernden Vergnügungsdampfer – daraus wurde nicht nur einer der erfolgreichsten Romane in der Geschichte der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts, sondern auch eine der erolgreichsten Musical-Produktionen aller Zeiten.

Denn schon ein Jahr nach Erscheinen des Buches wurde eine Broadway-Version von „Showboat“ vorbereitet. Viele bekannte Komponisten der damaligen Zeit schrieben dafür neue Songs – allen voran Jerome Kern & Oscar Hammerstein mit „Ol’Man River“. Am 27. Dezember 1927 war Premiere im legendären Ziegfield Theatre – das Musical lief ohne Pause bis zum Frühjahr 1929. Im Original dauerte „Show Boat“ über 4 Stunden (deswegen wurde es später und wird es heute meist gekürzt aufgeführt).

Zu den Liedern, die 1927 für die Broadway-Produktion entstanden, gehört auch „The Lonesome Road“. Die Melodie komponierte Nathaniel Shilkret (1889-1982). einer der Pioniere der Filmmusik- und Schallplattenindustrie, zu Beginn des Jahrhunderts lange Zeit „musical director“ beim Label „Victor“ (später RCA Victor), danach in selber Position bei RKO und MGM. Bekannt ist er unter anderem auch durch seine Mitwirkung am Soundtrack von Orson Welles‘ „Citizen Kane“.

Den Text für „Lonesome Road“ schrieb Gene Austin (1900-1972), der gerade mit seiner bei RCA Victor erschienenen Originalaufnahme von „Bye-bye, Blackbird“ (ein Song, den viele von uns wohl vor allem durch die Aufnahme von Sammy Davis jr. kennen) die Millionenmarke geknackt hatte. In den Zwanziger und Dreißiger Jahren gehörte er neben Al Jolson, Russ Colombo und bald Bing Crosby zu den populärsten Sängern der USA – über 80(!!) Millionen Singles verkaufte er in diesen beiden Jahrzehnten bei RCA Victor und kam dutzendfach in die vorderen Chartplätze, eine für diese frühe Zeit der Schallplatte mehr als beeindruckende Zahl! Allein von seiner Originalaufnahme des später zum Evergreen gewordenen „My Blue Heaven“ (1927) ging zwölf Millionen Mal über den Ladentisch. Entsprechend groß war der Einfluß seiner Aufnahmen auf die heranwachsende neue Generation von Sängern und Musikern, zu denen auch Frank Sinatra gehörte.

Austin, der eigentlich Eugene Lucas hieß und aus Texas stammte, war bereits mit 15 Jahren zur Armee gegangen, und mit 16 gehörte er 1916 zu jenem Expeditionschor, das den legendären mexikanischen Volksführer Pancho Villa gefangennehmen sollte. Ende 1919 schloß er sich einer Vaudeville-Truppe an, und bald wurde sein Tenor für Radio und Schallplatte entdeckt. In den folgenden zwei Jahrzehnten präsentierte Austin als erster viele Songs, die heute noch zu Standards gehören –z.B. „My Blue Heaven“, „My Melancholy Baby“, „Sleepy Time Gal“, oder „When My Sugar Walks Down The Street“. Nachdem seine Karriere in den Vierziger Jahren zunächst zu Ende schien, erlebte er in den Fünfzigern, nachdem sein Leben als Fernsehspecial produziert worden war, noch ein Revival als Nachtklubsänger in Las Vegas (1962 kandidierte er sogar erfolglos für den Gouverneursposten im US-Bundesstaat Nevada) und blieb bis kurz vor seinem Tod aktiv. Posthum wurde Austin auch in die Grammy Hall Of Fame aufgenommen.

Als „Show Boat“ 1927 am Broadway herauskommen sollte, verzögerte sich der Eröffnungstermin mehrfach, so daß der Hauptdarsteller Paul Robeson absagen mußte – stattdessen kam Jules C. Bledsoe (1897-1943) zum Zuge, ein schwarzer Bariton, der damals zu den populärsten Künstlern am Broadway gehörte. Er sang dann neben „Ol’Man River“ auch „Lonesome Road“ als erstes.

1929 dann wurde „Show Boat“ zum ersten Mal in Hollywood verfilmt (Regie: Harry A. Pollard) – die beiden späteren Verfilmungen wurden ungleich bekannter als diese erste, die nur wenige der Musiknummern aus der Broadway-Show beinhaltete. Zu den für den Film aufgenommenen Liedern gehört aber „Lonesome Road“.

Vorgetragen wurde es im Film vom eben bereits erwähnten Jules Bledsoe – der spielte aber selber gar nicht mit, sondern sein Gesang war lediglich der Overdub für eine Szene von Stepin Fetchit (1892/1902-1985), ein schwarzer All-Round-Künstler, der eigentlich Lincoln Theodore Monrow Andrew Perry hieß. Wegen seiner Mitwirkung in zahllosen „Minstrel Shows“ der 20er und 30er Jahre ist seine Rolle in der amerikanischen Musikgeschichte bis heute heiß umstritten (erst 2005 erschienen gleich zwei neue dickleibige Biographien über ihn) – den einen gilt er als Pionier der Antireassismusbewegung, weil er durch seine Filmrollen und Showauftritte anderen farbigen Künstlern den Weg zum Erfolg geöffnet habe; andere kritisieren gerade diese Auftritte als „devoter Schwarzer“, mit denen Fetchit dem in Hollywood vorherrschenden Rassenbild Vorschub geleistet habe.

Obwohl „Lonesome Road“ wie gesagt bei den späteren Verfilmungen von „Show Boat“ keine Rolle mehr spielte, wurde das Lied dennoch bald zu einem vielgespielten Standard. Die Andrew Sisters, Louis Armstrong, Benny Goodman, Tommy Dorsey und Bing Crosby nahmen es auf; später folgte u.a. Sammy Davis jr.

Es war also wieder einmal ein Lied der „Goldenen Zwanziger“, das Sinatra im November 1956 im Capitol-Studio aufnahm, gemeinsam mit Nelson Riddle, der dafür ein swingendes neues Arrangement geschrieben hatte (= Version #1). Schon bevor das neue Album „A Swingin’Affair“ im Frühjahr 1957 herauskam, begann Sinatra ab Dezember 1956, das Lied auch in seinen Konzerten zu singen. Bis Ende der Fünfziger Jahre blieb es regelmäßig im Programm. Aus dieser Zeit stammen auch zwei ABC-Fernsehfassungen, aus Sinatras Shows vom Oktober und November 1957 (=Versionen #2/#3) ., beide ebenfalls arrangiert und begleitet von Riddle.

1968 sang Sinatra dann nochmals ein kurztes Stück von „Lonesome Road“ im Rahmen eines Medleys in seiner TV-Show „Francis Albert Sinatra Does His Thing“ (= Version #4).

Sinatras Studioaufnahme von 1956, und noch mehr die zuvor im Aufnahmestudio vorproduzierte Fernsehaufnahme von 1957, bestechen durch einen äußerst „relaxten“ Sinatra, der hier am Gipfelpunkt seiner swingenden Lässigkeit angelangt ist. Riddles kongeniales Arrangement tut ein übriges dazu – wohl nirgendwo sonst kann man so gut hören, was mit „slowly-steadily building up“ gemeint ist.

Im zweiten „Durchgang“ des Songs spielt Sinatra mit den Worten und Silben des Textes in unnachahmlicher Weise (da darf dann sogar der heilige Erzengel Gabriel mal als „Mister Gabriel“ betitelt werden) und läßt sich vom hochkarätig besetzten Orchester (Details siehe unten) emportragen, in dem u.a. Harry „Sweets“ Edison an der Trompete zu hören ist. Kann man es besser machen?

Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

Schau hinab, schau hinab,
diese einsame Straße hinunter,
bevor Du weiterziehst.

Schau hinauf, schau hinauf,
und suche Deinen Schöpfer,
bevor [der Erzengel] Gabriel in sein Horn stößt.

(Ich) habs satt, so eine
schwere Last zu tragen,
sie mühsam mit mir herumzuschleppen
die einsame Straße hinunter.

Schau hinab, schau hinab,
diese einsame Straße entlang,
bevor Du weiterziehst.

Wahre Liebe, wahre Liebe,
was hab‘ ich getan,
daß Du mich so behandelst?

Du hast mich dazu gebracht,
so zu gehen und so zu reden,
wie ich es noch nie getan habe.

(Ich) habs satt, so eine
schwere Last zu tragen,
sie mühsam mit mir herumzuschleppen
diese einsame Straße hinunter.

Schau hinab, schau hinab,
diese einsame Straße hinunter,
bevor Du weiterziehst.

© Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

(1) CAPITOL-Studioaufnahme vom 26.11.1956
aufgenommen in Hollywood, Capitol Tower (take 7)
Arrangement: Nelson Riddle
Orchester geleitet von Nelson Riddle:
Mickey Mangano, Harry Sweets Edison, Shorty Sherock, Ray Linn (Trompete); Juan Tizol, Murray McEachern, Dick Noel (Posaune); George Roberts (Baßposaune); Willie Schwartz, Harry Klee (Altsaxophon); Jules Kinsler, James Williamson (Tenorsaxophon); Joe Koch (Baritonsaxophon); Victor Bay, Erno Neufeld, Alex Beller, Joe Stepansky, David Frisina, Eudice Shapiro, Harold Dicterow, Alex Murray, Kurt Dieterle, Lou Raderman (Violine); Stanley Harris, Maxine Johnson, Alvin Dinkin (Bratsche); Eleanor Slatkin, Ennio Bolognini, Edgar Lustgarten (Cello); Kathryn Julye (Harfe); Bill Miller (Klavier); Nick Bonney (Gitarre); Joe Comfort (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug)
Erstveröffentlichung-Album/LP/CD: A Swingin‘ Affair (Capitol) (zuerst erschienen 6.5.1957)
CD: The Capitol Years (4-CD-Box, Capitol) CD 2 (erschienen 17.10.1990)

(2) „The Frank Sinatra Show“ (ABC TV/Chesterfield Cigarettes) vom 18.10.1957
aufgenommen in Hollywood, El Capitan Theatre
Arrangement: Nelson Riddle
Orchester geleitet von Nelson Riddle

(3) „The Frank Sinatra Show“ (ABC TV/Bulova Watches) vom 1.11.1957
aufgenommen in Hollywood, El Capitan Theatre
Arrangement: Nelson Riddle
Orchester geleitet von Nelson Riddle

(4) „Francis Albert Sinatra Does His Thing“ (CBS TV/Budweiser) vom 28.11.1968
aufgenommen am 16.8.1968 in Hollywood
[Teil eines Medleys mit Diahann Carroll]
Arrangement: Don Costa
Orchester geleitet von Don Costa
Video-VHS/Laserdisc/DVD (Warner)


26.11.1956 Studioaufnahme, Kalifornien, Los Angeles,
08.06.1957 Konzert, Kanada, Vancouver, PNE Forum
18.10.1957 Television, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, The Frank Sinatra Show
01.11.1957 Television, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, The Frank Sinatra Show
14.12.1958 Konzert, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Moulin Rouge
25.11.1968 Television, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Francis A. Sinatra Does His Thing

Main Event Infos (English version)

Edna Ferber (1885-1968) showcased her literary prowess early on as a student, which she later transformed into a successful career as a journalist and, more importantly, as a novelist. Her novel "So Big" earned her the Pulitzer Prize in 1924. In 1926, she published "Show Boat", a novel about the life and destiny of an artist aboard a Mississippi riverboat. This book not only became one of the most successful novels in 20th-century American literature but also one of the most successful musical productions ever.

A Broadway adaptation of "Show Boat" was in the works just a year after the book's publication. Numerous renowned composers of the era contributed new songs for it, with Jerome Kern & Oscar Hammerstein's "Ol' Man River" being the most notable. The premiere was held on December 27, 1927, at the legendary Ziegfield Theater, and the musical ran continuously until spring 1929. The original "Show Boat" had a runtime of over 4 hours, which is why it is typically performed in a shortened version today.

One of the songs written for the 1927 Broadway production was "The Lonesome Road". The melody was composed by Nathaniel Shilkret (1889-1982), a pioneer of the film music and record industry. Shilkret served as a "musical director" at the "Victor" label (later RCA Victor) in the early 20th century, and later held the same position at RKO and MGM. He is also recognized for his contribution to the soundtrack of Orson Welles' "Citizen Kane".

Gene Austin (1900-1972) penned the lyrics for "Lonesome Road". Austin had just achieved a million sales with his original recording of "Bye-bye, Blackbird" (a song many of us likely know from Sammy Davis Jr.'s rendition) released by RCA Victor. In the 1920s and 1930s, he was one of the most popular singers in the USA, alongside Al Jolson, Russ Colombo, and soon Bing Crosby. He sold over an astonishing 80 million singles with RCA Victor during these two decades and topped the charts numerous times. His original recording of "My Blue Heaven" (1927), which later became an evergreen, sold twelve million copies alone. His recordings greatly influenced the upcoming generation of singers and musicians, including Frank Sinatra.

Austin, born Eugene Lucas in Texas, joined the army at 15. At 16, in 1916, he was part of the expedition choir tasked with capturing the legendary Mexican leader Pancho Villa. In late 1919, he joined a vaudeville troupe, and his tenor voice was soon discovered for radio and recording. Over the next two decades, Austin was the first to introduce many songs that are still considered standards today, such as "My Blue Heaven", "My Melancholy Baby", "Sleepy Time Gal", and "When My Sugar Walks Down The Street". After his career seemed to be over in the 1940s, he experienced a revival as a nightclub singer in Las Vegas in the 1950s. His life was even produced as a television special (he even ran for the governorship of Nevada in 1962, albeit unsuccessfully), and he remained active until shortly before his death. Austin was posthumously inducted into the Grammy Hall Of Fame.

The Broadway release of "Show Boat" in 1927 was postponed several times, leading to the withdrawal of lead actor Paul Robeson. In his place, Jules C. Bledsoe (1897-1943), a popular black baritone artist of the time, stepped in. He performed "Lonesome Road" and "Ol' Man River".

In 1929, "Show Boat" was adapted into a film for the first time in Hollywood, directed by Harry A. Pollard. The initial film adaptation, which included only a few musical numbers from the Broadway show, was less renowned than its subsequent versions. However, "Lonesome Road" was one of the songs featured in the film.

The song was performed in the film by Jules Bledsoe, who didn't actually portray a character himself, but provided the singing overdub for a scene featuring Stepin Fetchit (1892/1902-1985). Fetchit, a black all-round artist whose real name was Lincoln Theodore Monrow Andrew Perry, is a controversial figure in American music history due to his participation in numerous "minstrel shows" in the 1920s and 1930s. His role is still hotly debated today, with some viewing him as a pioneer of the anti-racism movement due to his film roles and show appearances that paved the way for other black artists. However, others criticize these appearances as promoting Hollywood's prevailing racial image of a "submissive black man".

While "Lonesome Road" was not featured in later film adaptations of "Show Boat", the song quickly became a widely played standard. It was recorded by The Andrew Sisters, Louis Armstrong, Benny Goodman, Tommy Dorsey, and Bing Crosby, with Sammy Davis Jr. following suit later on.

Once again, Sinatra turned to a song from the "Golden Twenties". In November 1956, he recorded it in the Capitol studio, accompanied by Nelson Riddle, who had crafted a vibrant new arrangement for it (version #1). Even before the release of his new album "A Swingin' Affair" in spring 1957, Sinatra began performing the song at his concerts in December 1956. It remained a regular feature in his setlist until the end of the 1950s. Two versions of the song, both arranged and accompanied by Riddle, were broadcast on ABC television during Sinatra's shows in October and November 1957 (versions #2/#3).

In 1968, Sinatra revisited "Lonesome Road", performing a brief segment of it as part of a medley in his TV show "Francis Albert Sinatra Does His Thing" (version #4).

Sinatra's 1956 studio recording, and even more so the pre-produced television recording from 1957, showcase a remarkably relaxed Sinatra at the pinnacle of his swing-era nonchalance. Riddle's complementary arrangement completes the picture - nowhere else is the concept of "slowly-steadily building up" so audibly clear.

In the song's second "run", Sinatra uniquely manipulates the words and syllables of the lyrics (even referring to the archangel Gabriel as "Mister Gabriel") and is uplifted by the first-rate orchestra, featuring Harry "Sweets" Edison on the trumpet. Could it be done any better?

Bernhard Vogel for Sinatra - The Main Event

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