Ever Homeward [Powrót]
Titel
Ever Homeward [Powrót]
Text & Musik
(Musik & polnischer Originaltext: Kasimierz Lubomirski [Trad.];
Musikadaption: Jule Styne, englischer Text: Sammy Cahn (1947)
The song information, presented in English, has been translated from the original German text and follows below.
Main Event Infos
- Geschichte
- Übersetzung
- Diskographie
Auf seinen Reisen quer durch die USA benutzte Frank Sinatra neben dem Flugzeug in den Vierziger Jahren auch noch sehr oft die Eisenbahn (für die er ja sowieso ein Faible hatte), und auf einer seiner langen Zugfahrten verschlang er den Roman “The Miracle Of The Bells“, mit dem Russell Janney 1946/47 in die Bestsellerlisten gekommen war. Die Figur des polnisch-amerikanischen Priesters „Father Paul“ erschien ihm als geeignete Rolle, um mal was anderes zu drehen als einen Musikfilm, und so wurde er in Hollywood vorstellig, wo man sich sowieso schon mit Plänen trug, den erfolgreichen Roman zu verfilmen.
Sinatra bekam schließlich die Rolle auch, allerdings nicht ohne Widerstände – gegen seine Besetzung als katholischer Priester gab es zunächst Proteste konservativer Kreise, man könne doch den Part eines Geistlichen keinem „Lebemann und Kommunisten“ geben... da warfen die unseligen Zeiten der „politischen Säuberungen“ in Hollywood und Sinatras Konflikte mit dem Hurst-Pressekonzern ihre Schatten.
Im Sommer 1947 begannen unter der Regie von Irving Pichel für die Filmfirma RKO-Radio Pictures die Dreharbeiten, zunächst „vor Ort“, nämlich in dem kleinen Bergmann- und Arbeiterstädtchen Glen Lyon im US-Bundesstaat Pennsylvania, in einer Gegend, die man als „Ruhrgebiet der Ostküste“ bezeichnen könnte, war sie doch jahrzehntelang von Kohlebergwerken geprägt. Die dem Erzengel Michael geweihte Kirche von Glen Lyon (im Film Coaltown genannt) mit ihrem Geläut stand sozusagen als Sinatras „Arbeitsstätte“ dabei im Mittelpunkt der Dreharbeiten.
Im August und September 1947 fanden dann weitere Dreharbeiten in den Studios in Hollywood statt, und im März 1948 schließlich kam der Streifen in die amerikanischen Kinos, wo er nur mäßigen Erfolg verbuchte. Sinatra hatte (zum ersten Mal seit 1944) sogar darauf verzichtet, daß sein Name als erster Hauptdarsteller genannt wurde, und sich mit Platz 3 begnügt. (Kleines Detail am Rande: Seine Fernseh-Weltpremiere hatte „The Miracle Of The Bells“ (unter dem Titel „Die Glocken von Coaltown“) erst Ende Dezember 1990 – im deutschen Fernsehen!)
Neben Sinatra als „Father Paul“ waren im Film Fred MacMurray (1908-1991) und die vor wenigen Wochen verstorbene italienische Schauspielerin Alida Valli (1921-2006) als polnische Emigrantin „Olga Treskova“ zu sehen. Mit einem weiteren Darsteller, Lee J. Cobb (1911-1976), knüpfte Sinatra bei den Dreharbeiten eine persönliche Freundschaft; 1963 holte er ihn in seinen Film „Come Blow Your Horn“.
Als Sinatras Teilnahme an dem Film endlich feststand, war das Drehbuch größtenteils bereits fertig, und daher mußten für Sinatra noch weitere Szenen hinzugefügt werden – darunter auch eine Musiknummer. Damit beauftragt wurde Sinatras damaliges „Hausteam“, der Komponist Jule Styne (1905-1994) und Textdichter Sammy Cahn (1913-1993). Sie wählten als musikalische Untermalung der polnischen Abstammung der Filmfiguren Sinatras und Vallis das polnische Volkslied “Powrót aus, dessen Melodie und polnischen Text Kasimiercz Lubomirski festgehalten hatte. In Sammy Cahns englischer Übertragung bekam das Lied den Titel “Ever Homeward“.
Im Film teilten sich Valli und Sinatra das Lied – Valli sang es in der polnischen Fassung a-cappella, während Sinatra, ebenfalls a-cappella, den englischen Text sang. Entgegen der üblichen Gepflogenheit, Musiknummern vor dem Drehen der eigentlichen Szene im Studio einzuspielen, wurde Sinatras Soundtrack-Aufnahme diesmal direkt beim Drehen der Szene im Filmstudio aufgenommen – zweimal, weil man zwei Kameraeinstellungen benutzen wollte (= Version #1). Außer im Film selbst ist die Aufnahme im fertigen Filmschnitt jetzt auch auf CD im Rahmen der Hollywood-Box erschienen.
Drei Monate vor Erscheinen des Films nahm Sinatra dann am 8. Dezember 1947 auch eine kommerzielle Fassung von „Ever Homeward“ auf, für Columbia Records in der legendären New Yorker Liederkrantz Hall, diesmal mit komplettem Orchester zu einem Arrangement von Axel Stordahl. Die Aufnahme erschien 1948 auf einer Columbia-Single (nämlich als „Rückseite“ der Erfolgsnummer „I’ve Got A Crush On You“) und auch auf einer der letzten „V(ictory)-Discs“ der amerikanischen Landstreitkräfte. Auf CD ist sie auf der großen Columbia-Box zu hören (= Version #2a). Ein etwas kürzerer Alternate Take aus derselben Session, den Columbia 1969 auf einer LP herausbrachte, ist hingegen bis heute offiziell auf CD unveröffentlicht geblieben (= Version #2b).
Beide Studioaufnahmen haben eine einmalige Besonderheit: Sinatra singt hier neben dem englischen Text von Cahn auch eine Strophe des polnischen Refrains (den im Film nur Alida Valli gesungen hatte). Es war das erste Mal überhaupt, daß ein amerikanischer Sänger von Rang und Namen ein Lied in polnischer Sprache vortrug (so wie „Miracle Of The Bells“ einer der wenigen Hollywood-Filme geblieben ist, der sich mit dem Milieu polnischer Einwanderer in die USA auseinanderzusetzen versucht).
In den Vierziger Jahren gab es in den USA eine erfolgreiche Radioserie namens “Lux Radio Theatre“, in dem aktuelle Kinofilme in verkürzter Fassung als Hörspiel präsentiert wurden, soweit möglich mit der Originalbesetzung aus den jeweiligen Filmen. In diesem Rahmen wurde auch eine Hörspielfassung von „The Miracle Of The Bells“ produziert und Ende Mai 1948 gesendet. Neben MacMurray und Alida Valli machte auch Sinatra mit, einschließlich einer dafür neu eingespielten Fassung von „Ever Homeward“ (= Version #3). Das komplette Hörspiel kann man auf CD in der großen Box von Radio Spirits (Frank Sinatra & Friends) hören.
Noch einmal tauchte das Lied bei Frank Sinatra auf: Im Januar 1982 sendete das amerikanische Fernsehen unter dem Titel “Let Poland Be Poland!“ ein großes Benefizspecial zugunsten der polnischen Freiheitsbewegung, die 1980 im Zuge der Gründung von Solidarnosc um Lech Walesa entstanden war, und gegen deren Unterdrückung per Kriegsrecht durch die polnische Staatsführung. Das Special wurde in über 40 Länder übertragen (auch in die Bundesrepublik). Neben vielen Politikern wie US-Präsident Reagan, Margaret Thatcher und dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt trat dabei auch Frank Sinatra auf – und Sinatra wählte für seinen am 29.1.1982 aufgezeichneten kurzen Auftritt das Lied „Ever Homeward“ aus.
Zwar sang er es nicht erneut selbst, sondern es wurde die Columbia-Studioaufnahme von 1947 eingespielt, aber Sinatra sprach einen speziellen Einführungstext dazu, der eine Wiedergabe lohnt, weil er in einer Reihe mit Sinatras lebenslangem Engagement für Freiheit und Bürgerrechte steht:
I’m not a politician – I’m a singer. But when I see people being forced from their homeland to seek freedom someplace else, it makes me realise all over again how grateful I am for the freedom I have, and how terrible I would feel if I had to leave the country I love. When the troubles began in Poland this winter, I remembered a song I recorded sometime ago; it’s based on a Polish folk song. I sang it in both English and Polish. If I were a politician, I would probably make a speech right now. But since I’m not - here is the song and it’s called „Ever Homeward“ or in Polish it’s called „Powrót“.
Wenn man heute nach Glen Lyon in Pennsylvania kommt, sucht man übrigens vergeblich nach der damals in Szene gesetzten Michaelskirche – sie wurde trotz zahlreicher Proteste, und trotz ihres Charakters als kleines „Sinatra-Filmdenkmal“, im April 2004 komplett abgerissen, weil die schrumpfende Gemeinde die Unterhaltskosten nicht mehr aufbringen konnte. Immerhin: Die Glocken, die dem Film den Namen gaben, wurden gerettet und werden heute in der Kirche „Our Lady Of Grace“ im nahen Städtchen Hazleton aufbewahrt.
© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event, 2006
Immer heimwärts,
immer heimwärts
sehnt sich der erschöpfte Wanderer.
Immer heimwärts,
immer heimwärts,
bis die Reise zu Ende ist.
Innige Umarmungen,
freundliche Gesichter
sagen: „Willkommen daheim!“
Laßt mich dort liegen,
dort unter dem Himmel,
ich brauche niemals mehr umherzuziehen.
Immer heimwärts,
immer heimwärts
sehnt sich der erschöpfte Wanderer.
Immer heimwärts,
immer heimwärts,
nun ist die Reise zu Ende.
Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event
(1) RKO-Studioaufnahme [Soundtrack „The Miracle Of The Bells“] vom 19./20.8.1947
aufgenommen in Hollywood, RKO Radio Pictures Studio, direkt am Filmset
A-Capella-Vokalaufnahme [Aufnahmeleiter: Constantin Bakaleinikoff; Regie: Irving Pichel]
(1a) Filmszene 46 – Kameraeinstellung A
aufgenommen am 19.8.1947
(1b) Filmszene 46 – Kameraeinstellung B
aufgenommen am 20.8.1947
(1a-b) Fertig geschnittene Szene
Film-VHS: The Miracle Of The Bells (RKO)
CD: Frank Sinatra In Hollywood (6-CD-Box, Reprise/Turner) CD 2 (erschienen 4.6.2002)
(2) COLUMBIA-Studioaufnahmen vom 8.12.1947
aufgenommen in New York City, Liederkrantz Hall
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl:
Red Solomon, Chris Griffin, Yank Lawson (Trompete); William Pritchard, Anthony Russo, Roland Dupont (Posaune); Tony Miranda (Horn); Johnny Mince, Bernie Kaufman, Wolffe Taninbaum, Harry Feldman, Ernie Caceres (Saxophon, Holzbläser); Harry Azen, Buddy Sheppard, Julius Held, Sylvan Kirsner, Harry Urbont, Raoul Poliakin, Felix Orlewitz, Maurice Hershaft, Sid Harris, Helene Shomer, Merle Pitt, Mac Ceppos (Violine); Solomon Deutsch, Ralph Hersh, Leon Frengut (Bratsche); George Ricci, Armand Kaproff, Harvey Shapiro (Cello); Vito Ricci (Harfe); Joe Biviano (Akkordeon); Bob Kitsis (Klavier); Matty Golizio (Gitarre); Trigger Alpert (Baß); Johnny Blowers (Schlagzeug)
(2a) (CO 38498-1) (3:28 Min.)
Erstveröffentlichung/Single: I’ve Got A Crush On You/Ever Homeward (Columbia 38151) (erschienen 1948)
V-Disc: Army 859-B (erschienen 1948)
CD: The Columbia Years – The Complete Recordings (12-CD-Box, Columbia/Legacy) CD 8
(2b) (CO 38498-PB) (3:12 Min.)
Erstveröffentlichung-LP: Sinatra In Hollywood 1943-1949 (Columbia) (erschienen 24.3.1969)
(bislang nicht auf CD erschienen)
Unterscheidung der Alternate Takes bei Min. 0‘56:
-1: ever homeward years the weary (Wort kurz gesungen) rover (lang gesungen)
-PB: ever homeward years the weary (lang gesungen) rover (kurz gesungen)
(3) „Lux Radio Theatre: The Miracle Of The Bells“ (CBS Radio/Lever) vom 31.5.1948
aufgenommen in Hollywood (Regie: Fred MacKay)
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Louis Silvers
CD: Frank Sinatra & Friends (30-CD-Set, Radio Spirits) CD 15
[4] „Let Poland Be Poland“ (TV) vom 31.1.1982
(Benefiz-Special zugunsten der polnischen Freiheitsbewegung)
Bestandteile:
(a) spezielle gesprochene Einleitung, aufgezeichnet am 29.1.1982
(b) Columbia-Studioaufnahme vom 8.12.1947 (siehe oben #2)
Main Event Infos (english Version)
During his travels across the United States in the 1940s, Frank Sinatra, who had a particular fondness for trains, immersed himself in the novel "The Miracle Of The Bells" by Russell Janney, a bestseller in 1946/47. Captivated by the character of the Polish-American priest "Father Paul," Sinatra saw potential for a dramatic role beyond his usual musical performances and reached out to Hollywood, where a film adaptation of the novel was already in the works.
Despite initial pushback from conservative groups who objected to Sinatra, labeled a "bon vivant and communist," playing a Catholic priest, Sinatra secured the role amidst the tumultuous era of Hollywood's political purges and his own disputes with the Hearst press group.
Filming commenced in the summer of 1947 under Irving Pichel's direction for RKO-Radio Pictures, starting in the coal-mining town of Glen Lyon, Pennsylvania—akin to the East Coast's Ruhr area. The town's church, dedicated to Archangel Michael (renamed Coaltown in the film), and its bells became central to the production, serving as Sinatra's "workplace" in the film.
Further shooting took place in Hollywood studios in August and September 1947, and the film was released in March 1948 to modest success. Sinatra humbly took third billing, a first since 1944. Interestingly, "The Miracle Of The Bells" premiered on German television in December 1990 under the title "Die Glocken von Coaltown."
The film featured Sinatra as "Father Paul," alongside Fred MacMurray and the recently deceased Italian actress Alida Valli as "Olga Treskova," the Polish emigrant. Sinatra formed a lasting friendship with actor Lee J. Cobb during the shoot, later casting him in his 1963 film "Come Blow Your Horn."
With Sinatra's role confirmed, additional scenes, including a musical number, were incorporated into the script. Jule Styne and Sammy Cahn, Sinatra's go-to composer and lyricist, were tasked with this addition. They selected the Polish folk song "Powrót," recorded by Kasimiercz Lubomirski, to honor the Polish heritage of Sinatra and Valli's characters. Cahn's English translation titled the song "Ever Homeward."
In a departure from standard practice, Sinatra and Valli's a cappella performances of "Ever Homeward" were recorded live on set from two camera angles. This recording, along with the film, has been released on CD as part of a Hollywood box set.
On December 8, 1947, three months before the film's release, Sinatra recorded a commercial version of "Ever Homeward" at New York's Liederkrantz Hall with Axel Stordahl's orchestral arrangement for Columbia Records. Released as a single and on one of the last "V-discs" for American troops, this version is available on the comprehensive Columbia box set. An alternate take from the same session remains unreleased on CD.
Both studio versions showcase Sinatra's bilingual talent, as he sang not only Cahn's English lyrics but also a verse in Polish—a first for an American singer of his stature. "Miracle Of The Bells" stands as one of the rare Hollywood films that explore the Polish immigrant experience in America.
During the 1940s, the "Lux Radio Theatre" was a prominent radio series in the United States that adapted current films into abridged radio dramas, often featuring the original film's cast. One such adaptation was "The Miracle Of The Bells," which aired in late May 1948. Frank Sinatra, alongside Fred MacMurray and Alida Valli, participated in this production, which included a new rendition of the song "Ever Homeward" (Version #3). This radio drama is available on CD in the comprehensive collection from Radio Spirits (Frank Sinatra & Friends).
The song "Ever Homeward" resurfaced with Frank Sinatra during a significant televised benefit in January 1982 titled "Let Poland Be Poland!" This event supported the Polish freedom movement that arose with the establishment of Solidarnosc led by Lech Walesa in 1980, and opposed its suppression under martial law by the Polish government. Broadcast in over 40 countries, including Germany, the special featured prominent figures like US President Reagan, Margaret Thatcher, and German Chancellor Helmut Schmidt. Sinatra, who selected "Ever Homeward" for his brief appearance recorded on January 29, 1982, did not perform the song but instead played the Columbia studio recording from 1947, prefacing it with a heartfelt introduction that echoed his lifelong dedication to freedom and civil rights:
I’m not a politician – I’m a singer. But when I see people being forced from their homeland to seek freedom someplace else, it makes me realise all over again how grateful I am for the freedom I have, and how terrible I would feel if I had to leave the country I love. When the troubles began in Poland this winter, I remembered a song I recorded sometime ago; it’s based on a Polish folk song. I sang it in both English and Polish. If I were a politician, I would probably make a speech right now. But since I’m not - here is the song and it’s called „Ever Homeward“ or in Polish it’s called „Powrót“.
Today, if one visits Glen Lyon in Pennsylvania, the Michaelskirche featured in the film is no longer standing—demolished in April 2004 despite protests and its status as a "Sinatra film monument," due to the dwindling congregation's inability to afford its upkeep. Fortunately, the church's bells, which inspired the film's title, were preserved and are now housed in the "Our Lady Of Grace" church in Hazleton.
© Bernhard Vogel for Sinatra – The Main Event, 2006