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Indian Summer

Titel

Indian Summer

Text & Musik

Musik von Victor Herbert, Text von Al Dubin

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Victor August Herbert (1859-1924) gehörte zu den produktivsten und vielseitigsten Komponisten Amerikas in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Seine Wurzeln aber lagen in Europa: Im irischen Dublin wurde er geboren, und am Stuttgarter Konservatorium erhielt er in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts unter Max Seyfritz seine Ausbildung, bevor er nach Österreich ging und dort 1886 die Wiener Opernsängerin Therese Förster heiratete.

Zwei Opern, über vierzig Operetten, zahlreiche Sinfonien, Kammermusiken, Klavierkonzerte, Märsche und vieles mehr hat er geschrieben, daneben auch am Broadway gearbeitet, zum Beispiel für die legendären „Zigfield Follies“ der Zwanziger Jahre. Eines seiner bekanntesten Stücke dürfte der „March of the Toys“ sein, der Marsch der Spielzeugsoldaten, aus dem Musical „Babes in Toyland“ (das sogar von Laurel & Hardy, später auch von Disney verfilmt wurde).

Außerdem engagierte sich Herbert auch in visionärer Weise für einen Zusammenschluß von Komponisten und Songwritern, und gehörte so 1914 neben Irving Berlin (1888-1989) zu den maßgeblichen Mitbegründern der „American Society of Composers, Arrangers and Producers“ (ASCAP), die heute noch besteht und die uns auf praktisch jeder Plattenhülle als Inhaber von Songrechten begegnet.

Eine schöne Website zu Herbert findet sich unter http://geocities.com/edeglaz/index.html

1919 komponierte Herbert ein Klavierstück mit dem Titel „Indian Summer – An American Idyll“, für das Broadway-Musical „The Velvet Lady“, das recht großen Anklang beim Publikum fand und von dem es bald auch Plattenaufnahmen gab. So dauerte es nicht lange, bis der gebürtige Züricher Al Dubin (1891-1945), einer der erfolgreichsten Songwriter des Broadway („I Only Have Eyes For You“, „September In The Rain“ und viele andere), auch einen Text zu Herberts Melodie schrieb. Einer der ersten, der diesen neuen Song sang, war Richard Tauber.

Zum großen Hit aber wurde „Indian Summer“ erst 1939, durch die Plattenaufnahme von Glenn Miller und seinem Orchester, mit Gesang von Ray Eberle. Auch Tommy Dorsey coverte das Stück 1940, zwar nur in einer Instrumentalfassung, die aber immerhin als Rückseite einer RCA Victor-Single herauskam, auf deren Vorderseite der junge Frank Sinatra mit „The One I Love“ zu hören war. Dorsey spielte das Stück bei vielen seiner Radioshows und Konzerte, so daß Sinatra auf diese Weise schon bald bestens damit vertraut war. Als Sinatra sich dann fast drei Jahrzehnte später zu einer eigenen Studioaufnahme des Liedes entschloß, war „Indian Summer“ längst zum Klassiker geworden.

Sinatras Einspielung entstand im Dezember 1967, einen Tag vor seinem 52. Geburtstag, für sein Reprise-Album mit Duke Ellington und seinem Orchester. Billy Strayhorn (1915-1967), Ellingtons kongenialer Arrangeur, war nur wenige Monate vorher gestorben, und so übernahm Billy May die Charts für das Album und die Leitung der Sessions.

„Indian Summer“ gehört zu den schönsten Stücken dieser vielleicht insgesamt nicht ganz ‚runden‘ Produktion. May wählte ein getragenes Balladentempo, Sinatra dazu eine sehr feinfühlige und sanft nuancierende Sangweise, und im langen Instrumentalteil glänzten Ellingtons legendäre Saxophonisten Johnny Hodges (asx) und Paul Gonsalves (tsx). Es sollte Sinatras letzte Begegnung mit diesem Lied bleiben. Außer auf dem Reprise-Album und dem „Koffer“ erschien die Aufnahme auch auf dem 4-Cd-Set „The Reprise Collection“ von 1990. Besonders in Jazzmusikerkreisen findet sie bis heute großen Anklang und reiht sich ein in die Liste der vielen anderen Stars, von Ella Fitzgerald zu Tony Bennett, die diesen großartigen Song aufgenommen und gesungen haben.

Copyright © Bernhard Vogel, 2004, für Sinatra – The Main Event

Sommer,
du alter Altweibersommer,
du bist die Träne, die nach
dem Lachen vom Juni kommt.

Du siehst so viele Träume,
die nicht Wirklichkeit werden,
Träume, die wir mochten,
als die Sommerszeit gerade angefangen hatte.

Du bist hier, um achtzugeben auf
ein Herz, das gebrochen ist
durch ein Wort, das irgendjemand
nicht ausgesprochen hat.

Du bist das Gespenst einer Romanze im Juni,
die sich in Luft aufgelöst hat,
zu früh verschwunden ist,
deswegen sage ich „Lebwohl!“
zu dir, Altweibersommer.

Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

REPRISE-Studioaufnahme vom 11.12.1967
aufgenommen in Hollywood, Western Recorders Studio
Arrangement: Billy May
Orchester Duke Ellington geleitet von Billy May:
Cat Anderson, Herbie Jones, Cootie Williams, Mercer Ellington, Al Porcino (Trompete); Buster Cooper, Lawrence Brown, Chuck Connors (Posaune); Johnny Hodges, Russell Procope, Jimmy Hamilton, Paul Gonsalves (Saxophon); Harry Carney (Klarinette); Duke Ellington, Bill Miller (Klavier); Jeffrey Castleman (Baß); Sam Woodyard (Schlagzeug).
Erstveröffentlichung/Album/LP/CD: Francis A & Edward K (Reprise, erschienen 1968)
CD: The Reprise Collection (4 CD Set, Reprise) CD 3
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20 CD set, Reprise) CD 12

11.12.1967 Studioaufnahme, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Western Rec.1

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