The Main Event: Die Sinatra-Infothek seit 1999

I Like The Sunrise

Titel

I Like The Sunrise

Text & Musik

Musik & Text von Duke Ellington (1947)

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Genau wie Frank Sinatra als Interpret, so gehört unzweifelhaft Edward Kennedy “Duke” Ellington (1899-1974) als Jazzpianist, Bandleader, Arrangeur und Komponist in die Reihe musikalischer Jahrhunderttalente des 20. Jahrhunderts. Mit seinen über 2000 Eigenkompositionen hat er den Jazz und darüber hinaus die ganze amerikanische Musik beeinflußt und geprägt wie kaum ein zweiter, und auf der Bühne personifizierte er den Siegeszug der „schwarzen“ Musik aus den Kellerclubs von Harlem in alle großen Musiktheater der Welt.

Ellingtons Werk ist außer durch unzählige bekannte Titel wie „It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing“, der zum Leitbild einer ganzen musikalischen Epoche wurde, ebenso geprägt von seinen zahlreichen größeren Konzertstücken, komplexe Suiten, in denen sich zahlreiche Elemente verschiedenster Stilrichtungen von Klassik bis Jazz miteinander verbinden.

In diese Werkgruppe gehört auch Ellingtons “Liberian Suite“ („Liberianische Suite“), die er im Herbst 1947 fertigstellte und die aus sechs Teilen besteht, nämlich fünf Sequenzen („Dance No.1“ bis „No.5“) und dem Eröffnungsstück “I Like The Sunrise“. Am Heiligabend 1947 ging Ellington mit seinem Orchester ins Studio und nahm das neue Werk in einem Durchgang auf; 1949 dann brachte Columbia das entsprechende Konzeptalbum als 10-Zoll-LP auf den Markt (CL 6073). Auf CD ist das Werk auf „Ellington Uptown“ (Columbia Jazz Classics CK 87066) verfügbar.

Den Gesangspart von „I Like The Sunrise“ übernahm dabei Al Hibbler (1915-2001). Der von Geburt an blinde Sänger, der aus dem US-Bundesstaat Mississippi stammte und in Little Rock in Arkansas (der Heimat von Bill Clinton) aufgewachsen und an der Blindenschule ausgebildet worden war, war 1943 als Nachfolger von Herb Jeffries zu Ellingtons Orchester gestoßen und blieb dort acht Jahre, bis er 1951 eine Solokarriere startete. Hibbler war ein äußert engagierter Aktivist in zahlreichen Bürgerrechts- und Friedensbewegungen der Fünfziger und Sechziger Jahre. Als er deswegen Probleme mit seiner Plattenfirma bekam, war es Frank Sinatra, der ihn sofort unterstützte und bei seinem neuen Label Reprise unterbrachte. Bis in die Neunziger Jahre hinein war Hibbler auf der Bühne aktiv.

Nachdem Frank Sinatra sich ab 1962 einen langgehegten Wunsch erfüllt und mehrmals mit dem Orchester von Count Basie zusammengearbeitet hatte, konnte er sich 1967 einen weiteren musikalischen Traum erfüllen und zusammen mit Duke Ellington ein Studioalbum einspielen, das Reprise Records im Januar 1968 unter dem Titel „Francis A. & Edward K.“ auf den Markt brachte. Beide „Giganten“ mochten und schätzten sich sehr – Ellington war vor allem von Sinatras Aufnahme seiner Komposition „Mood Indigo“ (Capitol 1955) begeistert gewesen; mit „I Got It Bad And That Ain’t Good“ (Capitol 1956) und „I’m Beginning To See The Light“ (Reprise 1962) hatte Sinatra auch bereits zwei weitere Ellington-Songs eingespielt.

Am 11. und 12. Dezember, Sinatras 52. Geburtstag, fanden die Studio-Sessions bei Western Recorders in Hollywood statt. Billy Strayhorn (1915-1967), Ellingtons kongenialer Arrangeur, war nur wenige Monate vorher gestorben, und so übernahm kurzfristig Sinatras langjähriger Begleiter Billy May die Charts für das Album und die Leitung des Orchesters im Studio.
„I Like The Sunrise“ gehört zu den vier Stücken, die Sinatra an seinem Geburtstag einspielte, als langsame Ballade mit viel Raum für Soloeinlagen der Musiker, die ebenso wie Ellington inzwischen teils selbst legendär geworden waren, etwa der Saxophonist Johnny Hodges, der schon bei der Erstaufnahme 1947 mitgespielt hatte. Es blieb Sinatras einzige Fassung des Liedes.

Wie hoch Sinatra Duke Ellington schätzte, wurde im Frühjahr 1974 deutlich, als das Magazin „Downbeat“ Duke Ellington (er starb am 25. Mai) eine ganze Ausgabe widmete und dafür verschiedene Stars angeschrieben und um eine Würdigung gebeten hatte. Sinatra antwortete in Form eines Briefes an Gott:

Dear Man Upstairs:

On Duke Ellington's 75th, hundreds of millions of us down here would like him to know how much we love him and how grateful we are for his music. To make such a large-scale transfer of love, we need a Superior Force, an expert in spiritual communciation. The task is much too big for the tooth fairy. Only You have the power to make our affection visible and audible and place it in Duke's heart, where he can see it and hear it for the rest of his days.

As The Man Upstairs, You look down at our billions of individual and national conflicts and You must wonder, "When will a very special person come along to pour oil on these troubled waters?"

I submit that Duke has been working at this for most of his life. True, this very special man hasn't turned our troubled waters into limpid pools, nor has he cured us of all our antagonisms, but his music has been a soothing lotion for many a rash and itch that irritate human society. Maybe the political scientists will never find the cure for intolerance. Until they do, I challenge anyone to come up with a more effective prescription than Duke Ellington's music, and Duke Ellington's performance as a human being.

Being The Man Upstairs, You account for every drop of rain that falls. You make the flowers grow, You recycle the beauties of Nature, so, of course You know that Duke has spread musical
beauty across a score of the world's nations.
"Mood Indigo" is a household word in Japan and Latin America. "A Train?"-the Greeks have a word for it. Ask any European if he knows "I Got It Bad" or "Caravan" or "Sophisticated Lady," and he'll reply by humming a medley of all three.

The hope is that musical seeds scattered by world citizens like Duke Ellington will germinate into sprouts of understanding and grow into the food of brotherhood. I suspect that You, our Man Upstairs, have a special attraction for Duke because of his Sacred Concerts. Me, too. I've attended a few and they really rub off on me, really inspire me – I spend the next three months trying to be the man that music makes me feel I ought to be.

In closing, please find a way to keep Duke around till he's 100-plus, on one condition, that he never turns off the creative juice. And please thank him for letting me sing his fabulous songs as interpreted by his gifted musicians. Which reminds me – Duke once said, "Many musicians acquire great technique, but taste is the final thing; I think taste is something you're born with."

Believe me, life tastes a lot better with a dash of Duke Ellington!

Respectfully,
Frank Sinatra (Downbeat 5/1974)

2007 © Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

Ich mag den Sonnenaufgang,
weil er einen neuen Tag bringt.
Ich mag einen neuen Tag:
Er bringt neue Hoffnung, sagen sie.

Ich mag den Sonnenaufgang,
wie er am Morgenhimmel strahlt.
Die Nacht ist ermüdend,
oh, und so bedrückt fühle auch ich mich.

Jeden Abend wünsche ich mir bei einem Stern,
daß mein brandneues helles Morgen nicht mehr weit ist,
wenn dieser düstere schwere Vorhang der Nacht
sich hebt und unsichtbar wird.

Ich mag den Sonnenaufgang,
so ein himmlicher Anblick,
ich mag den Sonnenaufgang:
Ich hoffe, er mag auch mich armen Tropf.

Übersetzung: 2007 © Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

REPRISE-Studioaufnahme vom 12.12.1967
aufgenommen in Hollywood, Western Recorders Studio
Arrangement: Billy May
Orchester Duke Ellington geleitet von Billy May:
Cat Anderson, Herbie Jones, Cootie Williams, Mercer Ellington, Al Porcino (Trompete); Buster Cooper,. Lawrence Brown, Chuck Connors (Posaune); Johnny Hodges (Altsaxophon); Russell Procope (Altsaxophon, Klarinette); Jimmy Hamilton (Tenorsaxophon, Klarinette); Paul Gonsalves (Tenorsaxophon); Harry Carney (Baritonsaxophon, Baßklarinette); Bill Miller, Duke Ellington, Jimmy Jones (Klavier); Jeffrey Castleman (Baß); Sam Woodyard (Schlagzeug)
Erstveröffentlichung-Album/LP/CD: Francis A. & Edward K. (Reprise) (zuerst erschienen Januar 1968)
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20-CD-Set, Reprise) CD 12 (erschienen November 1995)

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