The Main Event: Die Sinatra-Infothek seit 1999

Wieviel Francis Albert steckt in 007?

Autor Ian Fleming (1908 - 1964) verfasste insgesamt zwölf James-Bond-Romane und neun James-Bond-Kurzgeschichten. In seinen Memoiren „Du lebst nur einmal„ schreibt Flemings lebenslanger Freund Ivar Bryce: „Ian war transatlantisch immer gern ‚dabei' und führte uns oft in bisher unbekannte Besonderheiten des New Yorker Lebens ein. Frank Sinatra war dafür ein Beispiel. Eines Abends, als er kaum im Haus ankam und seine Koffer noch nicht ausgepackt hatte, nahm er uns mit in ein Kino in der Innenstadt, wo, wie er sagte, ein junger Typ mit italienischem Namen auftrat..., dessen Gesang versprach alles, ihn zu einem der ganz großen Stars zu machen.„

Albert Romolo Broccoli (1909 - 1996), auch bekannt unter dem Spitznamen „Cubby„ Broccoli, war amerikanischer Filmproduzent mit italienischen Wurzeln aus Kalabrien. 1962 rief er mit Harry Saltzman die James-Bond-Filmreihe ins Leben und prägte sie bis zu seinem Tod. Nach Saltzmans Rückzug holte er zunächst seinen Stiefsohn Michael G. Wilson und später auch seine Tochter Barbara Broccoli in das Familienunternehmen. Sinatra war mit Albert Broccoli befreundet. Als Sinatra für seine legendäre Konzertreihe in der Londoner Royal Albert Hall (28. Februar bis 5. März 1977) am 24. Februar 1977 nach London kam, wohnte er als Gast in Broccolis Londoner Villa, und machte dort in dessen privatem "Bühnenstudio" auch sämtliche Konzertproben für die Galawoche. Diese Proben fanden am 25., 26. und 27. Februar statt.

Als Ian Fleming seinen ersten Bond-Roman „Casino Royale„ schrieb, griff er auf seine Kriegserfahrungen zurück. Er stützte sich aber auch auf andere Elemente in seinem Unterbewusstsein, um sich inspirieren zu lassen.

In „Casino Royale„ beschreibt Fleming die Kleidung des CIA-Agenten Felix Leiter wie folgt: „…sein leichter, hellbrauner Anzug hing locker von seinen Schultern wie die Kleidung von Frank Sinatra„. Und wer weiß, ob es nicht der Sinatra-Film „Der Mann mit dem Goldenen Arm„ war, der ihn beim Titel des letzten Bonds-Romans „Der Mann mit dem Goldenen Colt„ (1965 – ein Jahr nach Flemings Tod erschienen) inspirierte. Der Roman „Der Mann mit dem goldenen Colt„ beginnt übrigens damit, dass der gehirngewaschene James Bond auf Geheiß der Sowjets nach London zurückkehrt, um dort ein Attentat zu verüben. Dies erinnert doch stark an den Sinatra-Klassiker „The Manchurian Candidate„.

Es ist nicht bekannt, ob sich Fleming und Sinatra jemals persönlich trafen, jedoch hatte Flemings Nachbar und Freund Noël Coward eine persönliche Beziehung zu Frank Sinatra. Sir Noël Pierce Coward (1899 - 1973) war ein britischer Schauspieler, Schriftsteller und Komponist.

Sinatra soll in den 50er Jahren für seine Freunde ein Flugzeug gechartert haben um Coward im Wilbur Clark's Desert Inn in Las Vegas singen zu hören. Anschließend wandte er sich an die lokalen Radiosender und verkündete, dass, wenn die Leute wissen wollen, wie Lieder gesungen werden, dann sollten Sie es nun tun, da Coward besser singen würde als jeder andere, den er kennen würde. Noël Coward sprach auch die Ankündigung bei Sinatras Auftritt „Live at the Sporting Club„ am 14. Juni 1958 in Monte Carlo. Sinatra sang die folgenden Songs aus seiner Feder: „I'll Follow My Secret Heart„ und „ I'll See You Again„. Coward schrieb in „The Noël Coward Diaries„, Sinatra sei „eine bemerkenswerte Persönlichkeit, zäh, verletzlich und irgendwie berührend„.

Lewis Gilbert (1920 - 2018), Regisseur des James Bond Films „Man lebt nur zweimal (You Only Live Twice)„ wurde für Matthew Field und Ajay Chowdhurys „Some Kind of Hero„ interviewt und erzählt, wie Frank Sinatra angesprochen wurde, um das Thema zu „You Only Live Twice„ von 1967 zu singen. Nachdem Broccoli Aretha Franklin als Bond-Sängerin ablehnte, die Gilbert favorisierte, flog er persönlich nach Amerika, um seinen Freund Frank Sinatra davon zu überzeugen den Titelsong „You only Live Twice„ zu singen. Frank schlug überraschend vor, dass stattdessen seine Tochter Nancy den Titelsong singen sollte, die sich zu diesem Zeitpunkt nach ihrer Single "These Boots Are Made for Walkin'" großer Beliebtheit erfreute. Aber es sollte nicht das letzte Mal sein, dass man Frank Sinatra fragte, einen Bond Titelsong zu singen.

Als 1971 für den Film „Diamonds Are Forever (Diamantenfieber)„ Drehorte für Willard Whytes Anwesen gesucht wurden, wurde sich auch Sinatras Anwesen in Palm Springs angeschaut. Man entschied sich jedoch für das Elrod House, dass 1968 von dem amerikanischen Architekten John Lautner in Palm Springs (Kalifornien) erbaut wurde. Frank Sinatra war übrigens von 1968 bis Januar 1971 mit dem Bond-Girl des Films, Jill St. John, zusammen, mit der er 1967 auch „Tony Rome (Der Schnüffler)„ gedreht hatte.

Ü brigens war Sinatra selbst als Kandidat für die Rolle des James Bond in der Parodie „Casino Royal„ gehandelt worden. Doch Sinatra soll mit den Worten „Ich müsste doch verrückt sein, mit Connery zu konkurieren„ abgelehnt haben.

Spätestens 1979 kam die Idee, dass Frank Sinatra einen Bond-Song im Film „Moonraker„ singen solle, wieder auf. Der Komponist John Barry beauftragte den Texter Paul Williams, einen Song für Sinatra zu schreiben. Sinatra hatte 1967 auf seinem Album „The World We Knew„ den Oscar-prämierten Song „Born free„ von John Barry und Don Black gecovert. Sinatra war jedoch vom Song „Think of Me„ nicht überzeugt. So nahm Johnny Mathis den Song auf, aber man zog den Song letztendlich aus dem Film zurück. Bis heute ist dieser Song nie veröffentlicht worden. Als man daraufhin Kate Bush fragte, „Think of Me„ zu singen, sagte diese ebenfalls ab und so sang letztendlich Shirley Bassey einen dritten Bond-Song.

Es soll sogar zum lauten Streit zwischen Broccoli und Sinatra gekommen sein, vielleicht hatte sich Sinatra jedoch einfach entschieden sich auf sein aktuelles Album „Triology„ zu konzentrieren. Allzu schlimm kann der Streit jedoch nicht gewesen sein, denn Sinatra war bei der Premiere von „Moonraker„ am 28. Juni 1979 in New York anwesend.

Roger Moore hat oft in Interviews die Freundschaft zwischen Sinatra und ihm betont. Er traf Sinatra bereits im Hollywood der 1960er Jahre und Roger Moore erzählt, dass er und Sinatra in dieser Nacht nur einfache Höflichkeiten ausgetauscht haben. Als sich Moore und Sinatra mit dessen Frau Mia Farrow später in London in einem Restaurant trafen, sagte ihm Sinatra, dass „The Saint„ aktuell das Beste im Fernsehen sei. Mia Farrow war übrigens auch eine der ersten, die sich nach dem Tode von Roger Moore 2017 zu Wort meldete. Moore und Sinatra trafen sich auch am Folgetag und es entwickelte sich eine anhaltende Freundschaft, in der Sinatra Roger Moore den Spitznamen „Kid„ verpasste. Als Roger Moore 1972 die Rolle des James Bond erhielt, sagte Moore, Frank Sinatra habe „angerufen, um zu sagen, wie sehr er sich für mich freue„. Später waren die Moores, Roger und seine damalige Frau Luisa, neben Gregory Peck, Cary Grant und Don Rickles häufige Gäste von Frank und Barbara Sinatra in ihrer Villa in Palm Springs.

Es ist daher wenig verwunderlich, dass auch Frank Sinatra 1983 in der einstündigen Dokumentation „James Bond: The First 21 Years„ zu sehen war. Der Videoausschnitt wurde auch auf dem DSS-Treffen 2022 gezeigt.

Während James Bond Martinis trank, konnte Sinatra Roger Moore davon überzeugen, Jack Daniel’s Tennessee Whiskey zu trinken.

Kristina Wayborn, Bond-Girl in Octopussy, erinnerte sich, dass Moore einen Vorrat zur Hand hatte, als sie in Indien drehten. Roger bedauert es in den Interviews stets, dass er und Sinatra nie die Gelegenheit hatten, gemeinsam einen Film zu drehten. Wie es das Schicksal wollte, verzichtete Roger auf die Fortsetzung von „The Cannonball Run„, bevor er wusste, dass Sinatra im zweiten Teil einen Cameo-Auftritt haben sollte. Er sagt weiter, „dass er das Glück hatte, Frank einen Freund genannt zu haben„.

Der Schauspieler und Sänger Robert Davi hatte seine erste Filmrolle in dem Sinatra-Film „Contract on Cherry Street„. Er sollte 1989 den Bond-Bösewicht Franz Sanchez in Licence to Kill (Lizenz zum Töten) spielen. Davi wurde 1953 im New Yorker Stadtteil Queens geboren und sagt, seine Verbindung zur Swing-Legende Frank Sinatra reiche bis in die Kindheit zurück. „In einem italienischen Haushalt gibt es zwei Figuren: den Papst und Sinatra – und nicht unbedingt in dieser Reihenfolge„, sagt er nur halb im Scherz. „Jetzt haben wir einen Papst Franziskus, also haben wir es auch geschafft, das Papsttum zu bekommen! Außerdem hatte mein Vater am 12. Dezember Geburtstag, das ist Sinatras Geburtstag, und die Familie meines Vaters war Sizilianer, Sinatras Vater war Sizilianer …„

„ Ich war 23 Jahre alt, als ich für meinen ersten Film „Contract on Cherry Street“ mit Frank Sinatra gecastet wurde„, sagt Davi. „Er blieb ein Freund, bis er starb. Frank war die Art von Mensch, die sich die Filme anschauten und die Leuten wissen ließ, dass er mit ihrer Karriere zufrieden sei“, sagt Davi, der 1979 im Fernsehen die Hauptrolle im Remake von „Here to Eternity„ spiele, dem Film, für den Sinatra 1954 einen Oscar erhielt. Es war Sinatra, der Davi Albert Broccoli vorstellte. „Ich war eine Weile auf Broccoli’s Radar, aber als er 1988 meinen Auftritt in (dem Fernsehfilm) „Terrorist on Trial„ sah, sagte er seinen Leuten, dass er einen neuen James-Bond-Bösewicht gefunden hatte. Seine Initialen FS für den Bösewicht Franz Sanchez soll übrigens auch eine Hommage an Frank Sinatra sein! Davi sollte 1988 die Rolle des Special Agent Johnson in dem Film „Die Hard (Stirb langsam)„ spielen, bei der Sinatra ja, wie bereits an anderer Stelle beschrieben, den Erstzugriff auf die Rolle des John McClane hatte.

Als 2015 – im Jahr des hundertsten Geburtstags von Frank Sinatra, der Film „Spectre„ in die Kinos kam, gab es eine besondere „Sinatra-Szene„ im Film: Als Daniel Craig bei der Verfolgungsjagd in Rom an den Knöpfen des Aston Martins rumdrückt, ist der Sinatra-Song „New York, New York„ einprogrammiert. Es wurde zwar nicht die Sinatra Version gespielt, aber dies könnte auch Lizenzgründe gehabt haben.

Als Frank Sinatra in den 1990er Jahren ein Promi-Kochbuch für wohltätige Zwecke zusammenstellte, bat er Roger Moore um ein Rezept. Roger Moore schickte ihm folgendes Rezept:

Bachelor's Egg Mess

Zutaten

• 3 Esslöffel geriebener Parmesan oder scharfer Cheddar-Käse
• Salz & weißer Pfeffer nach Geschmack
• 2 oder 3 Frühlingszwiebeln, gehackt
• 1 große Tomate, in Scheiben geschnitten
• 3 Eier
• 2 Scheiben Toast

Käse in der Pfanne bei sehr schwacher Hitze schmelzen. Mit Salz und weißem Pfeffer würzen. Frühlingszwiebeln und Tomaten zum Käse geben und 1-2 Minuten rühren. Die Eier einzeln und vorsichtig aufschlagen. Vorsichtig in die Pfanne geben, damit das Eigelb nicht zerbricht. Wenn das Eiweiß fest zu werden beginnt, die Mischung durchrühren, bis die Konsistenz zufriedenstellend ist. Eiermasse auf die Toastscheiben gleiten lassen.

© Andreas Kroniger für Sinatra - The Main Event, 2023

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