A Ghost Of A Chance
Titel
(I Don't Stand) A Ghost of a Chance
Text & Musik
Victor Young, Ned Washington, & Bing Crosby
Main Event Infos
- Geschichte
- Übersetzung
- Diskographie
Im Sommer 1932, mitten im geschäftigen New York, entsteht im Paramount-Gebäude am Broadway eine Ballade, die zur Legende werden sollte. Der junge Filmkomponist Victor Young sitzt am Klavier und spielt eine fragile, schwebende Melodie, die wie ein leiser Seufzer durch den Raum zieht. Bing Crosby, damals bereits ein aufstrebender Crooner, lehnt am Klavierdeckel, hört zu und beginnt spontan, die Worte „I don’t stand… a ghost… of a chance with you…“ zu summen. Der Ausdruck „not a ghost of a chance“ war damals gängige Umgangssprache und bedeutete schlicht: „Ich habe nicht den Hauch einer Chance.“
Ned Washington, ein gewandter Texter, greift diese Zeile auf und formt daraus in wenigen Tagen einen vollständigen Liebesklagegesang. Für Crosby ist es das erste Mal, dass sein Name als Mitautor auf einer Schallplatte erscheint. Die drei – Young, Crosby und Washington – beschließen, das Lied gemeinsam zu veröffentlichen.
Die Ballade ist ein klassischer „Torch Song“: Ein Erzähler steht mitten in der Nacht am Fenster, denkt an seine große Liebe und weiß, dass er mit ihr nie glücklich werden wird – und doch kann er das Träumen nicht lassen. Die Kraft des Textes liegt in seiner Schlichtheit. Zeilen wie „If I hadn’t met you / I’d be fine.“ oder „I’d rather be ending my life than living it now without you.“ malen das Bild einer Kerze, die langsam herunterbrennt, während das Ich sich an die letzte Flamme Hoffnung klammert.
Die erste Aufnahme entsteht am 14. Oktober 1932. Crosby nimmt das Stück in nur zwei Takes für Brunswick auf. Seine Stimme klingt verletzlich und beinahe flüsternd, begleitet von einem Streichorchester, das wie Nebel um sie liegt. Das Label glaubt zunächst nicht an die Ballade und platziert sie auf der B-Seite der Single. Doch schon wenige Wochen später drehen die Hörer in ganz Amerika die Platte um – jeder will den „Ghost“ hören. Das Lied steigt bis auf Platz 5 der Hitparade und wird 1933 durch Crosbys Kurzfilm „Please“ noch bekannter.
Frank Sinatra hat das Lied in verschiedenen Lebensphasen interpretiert, und jede Version spiegelt seinen jeweiligen Reifegrad wider. 1940, noch als junger Sänger bei Tommy Dorsey, klingt Sinatra butterweich und fast hoffnungsvoll. 1947, als Solostar bei Columbia, phrasiert er länger, der Optimismus ist bereits gebrochen. 1959, auf dem Album „No One Cares“, klingt Sinatra rauer, das Arrangement ist düster, und jede Zeile wirkt wie ein spätes Geständnis: Nun ist die Chance wirklich verloren. In Sinatras Diskografie lässt sich so nachverfolgen, wie aus einem hoffnungsvollen jungen Mann ein gereifter Künstler wird, der weiß, dass manche Türen sich nie öffnen.
© Andreas Kroniger für Sinatra – The Main Event
Ich brauche deine Liebe so sehr, Ich liebe dich, oh, so wahnsinnig,
aber ich habe nicht den Hauch einer Chance bei dir.
Ich dachte, ich hätte dich endlich gefunden,
aber da sind andere um dich, die dich lieben
und ich habe nicht den Hauch einer Chance bei dir.
Wenn du nachgeben und mir einen oder zwei zärtliche Küsse geben würdest,
würdest du vielleicht erkennen, dass ich der Richtige für dich bin und dir treu sein werde.
Aber was habe ich von diesen Gedanken?
Ich weiß, dass ich träumen muss,
weil ich nicht den Hauch einer Chance bei dir habe.
© Übersetzung: Michael Gros für Sinatra – The Main Event, 2012
07.12.1945 Studioaufnahme, New York, New York City,
24.03.1959 Studioaufnahme, Kalifornien, Los Angeles
CD: The Columbia Years Vol. 3
Alternate take on CD: The Voice of Frank Sinatra
Alternate take on 10‘‘LP „Fabulous Frank“ Philips BBR8038
Main Event Infos (english Version)
"(I Don't Stand) A Ghost of a Chance" is a renowned composition from the Great American Songbook, created in 1932 with Victor Young's music, Bing Crosby's vocals, and Ned Washington's lyrics. The title serves as a metaphor, capturing the slim prospects of love or a relationship, akin to a "ghost" or a vanishing hope. The song's lyrics poignantly convey the sorrow and anguish of love that remains unreciprocated or unfulfilled.
Frank Sinatra recorded "(I Don't Stand) A Ghost of a Chance" on two separate occasions. His initial studio recording, orchestrated by Axel Stordahl, took place on December 7, 1945, in New York for Columbia Records. The second rendition, featuring Gordon Jenkins' arrangement, was recorded on March 24, 1959, in Los Angeles and included in the Capitol album "No One Cares".
This evocative piece has been interpreted by an array of artists, with notable renditions by Billie Holiday, Ella Fitzgerald, and Nat King Cole.
© Andreas Kroniger for Sinatra – The Main Event