While The Angelus Was Ringing
Titel
While The Angelus Was Ringing
Text & Musik
Musik von Jean Villiard, französischer Originaltext von Marc Herrand (1945), englischer Text von Dick Manning (1948)
Main Event Infos
- Geschichte
- Übersetzung
- Diskographie
1945/46 war eine Saison vieler besonders großer Konzerttriumphe für die unvergessene Edith Piaf (1915-1963). Zusammen mit der legendären Formation ‚Les Compagnons de la Chanson‘ unternahm sie eine ausgedehnte Bühnentournée, und es war ein neues Lied von Jean Villard (Musik) und Marc Herrand (Text), das bald zur beliebtesten Nummer wurde: „Les Trois Cloches“ (= Die drei Glocken), die zartbittere Geschichte von Geburt, Hochzeit und Tod des Jean-Francois Nicot, bis heute einer der bekanntesten Chansons der Piaf und von vielen anderen gecovert, bis hin zu Esther Ofarim und Mireille Mathieu. (Vgl. den Originaltext unten).
Adaptionen ins Englische gab es gleich mehrere verschiedene; am bekanntesten dürfte die von Ed Brown sein, „The Three Bells“, die 1959 entstand und den Text, diesmal gemünzt auf ‚Jimmy Brown‘, praktisch wortgleich übertrug. Viele Country- und „Cowboy“-Sänger haben diese Fassung gesungen, aber auch Andy Williams oder Roy Orbison. (Vgl. den Text unten).
Weitgehend unbekannt geblieben ist aber eine frühere Übertragung ins Englische aus der Feder von Dick Manning (der später den berüchtigten Text für „Mama Will Bark“ geschrieben hat). Sie entstand bereits 1948, und zwar für niemand geringeren als Frank Sinatra, der das Lied im Dezember zusammen mit Axel Stordahl für Columbia einspielte.
Mannings Version, wie von Sinatra gesungen, verzichtet auf fast die ganze Originalgeschichte, nur die Hochzeit bleibt übrig, die hier (passend zur Nachkriegsbefindlichkeit) aus der Sicht des heimkehrenden Bräutigams dargestellt ist.
Im neuen englischen Liedtitel „While The Angelus Was Ringing“ blieb der Bezug auf die *drei* Glocken des Originals aber dennoch erhalten, denn dreimal täglich (morgens, mittags und abends) ruft bekanntlich die entsprechende Glocke jeden Katholiken zum Angelus-Gebet, weswegen die Angelusglocke schon seit vielen Jahrhunderten auch als Symbol der Lebensbahn gilt. Im Arrangement fehlen ein paar Glockeneinsätze zu Beginn natürlich nicht.
Sinatras Aufnahme, die als B-Seite der Columbia-Single „Comme Ci Comme Ca“ 1949 herauskam, verschwand alsbald fast gänzlich unbeachtet in der Versenkung und tauchte erst über 40 Jahre später im Rahmen der Columbia-12-CD-Box wieder auf.
Auch wenn Sinatras Version kein „großes Lied“ ist, das dem Piaf-Chanson irgendwie Konkurrenz machen könnte, so gehört sie meines Erachtens nach doch zu den vielen kleinen heute oft übersehenen „Schätzchen“ aus der Columbia-Zeit, die diese Epoche so liebenswert machen. Eine schöne Melodie, die man im Ohr behält und die durchaus in die Weihnachtszeit paßt, auch wenn es sich mitnichten um ein Weihnachtslied handelt. Und ein leicht dahinswingendes Arrangement rundet die Sache ab und setzt dem religiösen Pathos der Liedzeilen angenehm enge Grenzen.
© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event
Als die Angelusglocke läutete
und zum Abendgebet rief,
konnte ich den Chor singen hören,
und ich sah Dich dort stehen.
Schweigend stand ich neben Dir,
wie da mein Herz geschlagen hat!
Denn alle meine Träume waren wahr geworden,
ich war heile zu Dir zurückgekehrt,
und würde nie mehr fortziehen wollen.
Da schien es so, als ob der große Turm der Kathedrale
lebendig würde und sagte,
mit den Stimmen des Chores:
„Es wird eine Hochzeit geben!“
Da fiel ein goldener Sonnenstrahl
aus einem Fenster im Himmel
auf uns herab,
des Himmels Segen für unsere Liebe,
nun wird unsere Liebe niemals sterben!
Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event
COLUMBIA-Studioaufnahme vom 19.12.1948
aufgenommen in Hollywood
Arrangement: Axel Stordahl
Orchester geleitet von Axel Stordahl:
Zeke Zarchy, George Seaberg, Ziggy Elman (Trompete) William Schaefer, Lou McGarity, Les Jenkins (Posaune); Vincent de Rosa (Horn); Fred Stulce, Heinie Beau, Alex Gershunoff, Herbie Haymer, Murray Cohan, Frank Chase (Saxophon, Holzbläser); Mischa Russell, George Kast, Samuel Cytron, Nicholas Pisani, David Frisina, Werner Callies, Sam Middleman, Murray Kellner, Olcott Vail, Julius Schachter, Raoul Poliakin, Daniel Karpilowsky (Violine); Maurice Perlmutter, Paul Robyn, Garry White (Bratsche); Eleanor Slatkin, Jack Sewell, Cy Bernard (Cello); May Hogan Cambern (Harfe); Mark McIntyre (Klavier); Allan Reuss (Gitarre); Phil Stephens (Baß); Ray Hagan (Schlagzeug).
Erstveröffentlichung: Comme Ci Comme Ca/Why The Angelus Was Ringing (Columbia single, 1949)
CD: The Columbia Years – The Complete Recordings (12 CD Box) CD 9
Main Event Infos (English version)
The 1945/46 season was marked by numerous remarkable concert triumphs for the unforgettable Edith Piaf (1915-1963). In collaboration with the legendary group 'Les Compagnons de la Chanson', she embarked on an extensive tour. A new song by Jean Villard (music) and Marc Herrand (lyrics), "Les Trois Cloches" (= The Three Bells), quickly became the most popular number. This bittersweet tale of the birth, marriage, and death of Jean-Francois Nicot remains one of Piaf's most well-known chansons to this day, covered by many artists, including Esther Ofarim and Mireille Mathieu.
Several English adaptations of the song exist; the most well-known is probably Ed Brown's "The Three Bells", penned in 1959. This version, aimed at 'Jimmy Brown', translates the text almost verbatim. It has been performed by many country and "cowboy" singers, as well as Andy Williams and Roy Orbison.
However, an earlier English translation by Dick Manning (who later penned the infamous lyrics for "Mama Will Bark") has largely remained obscure. This version was written in 1948 for none other than Frank Sinatra, who recorded the song for Columbia in December with Axel Stordahl.
Manning's version, as performed by Sinatra, omits almost the entire original narrative, retaining only the wedding, depicted here from the perspective of the returning groom, in line with the post-war sentiment.
The new English song title, “While The Angelus Was Ringing”, retains the reference to the *three* bells of the original. The Angelus bell, which calls every Catholic to prayer three times a day (morning, noon, and evening), has long been considered a symbol of life's journey. Naturally, the arrangement includes a few bell sounds at the beginning.
Sinatra's recording, released as the B-side of the Columbia single “Comme Ci Comme Ca” in 1949, largely went unnoticed and only resurfaced over 40 years later as part of the Columbia 12-CD box set.
Even though Sinatra's version may not be a “great song” that could rival the Piaf chanson, in my opinion, it is one of the many little “treasures” from the Columbia era that are often overlooked today, making this era so charming. It's a beautiful melody that lingers in your mind and is definitely fitting for the Christmas season, even if it's not a Christmas song. A slightly swinging arrangement completes the piece, setting pleasantly restrained boundaries to the religious pathos of the song's lines.
© Bernhard Vogel for Sinatra – The Main Event