Walkin’ In The Sunshine

Titel

Walkin’ In The Sunshine

Text & Musik

Bob Merrill

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

1952 neigte sich Frank Sinatras Karriere bei Columbia Records nach knapp neun Jahren dem Ende zu – zu seinen letzten Aufnahmen dort gehört unser neues Wochenthema „Walkin‘ In The Sunshine“.

Wie bei so vielem, was Sinatra in seinen letzten Monaten bei Columbia unter Mitch Millers Federführung einspielte, handelte es sich hier um einen neuen, für Sinatra geschriebenen Pop-Song, der sich jedoch in mehrfacher Hinsicht etwas von den übrigen abhebt und den man daher vielleicht zu den (oft sträflich unterschätzten) „versteckten Schätzen“ der späten Columbia-Zeit rechnen darf.

Zum einen ist da der Komponist und seine Lebensgeschichte: Text und Musik stammen von Bob Merrill (1923-1998; nicht zu verwechseln mit dem Opernsänger Robert Merrill), einem echten „Selfmademan“ des Broadway. Als 17jähriger war er auf gut Glück nach New York getrampt und hatte als „Buchstabenaufhänger“ an den großen Anzeigetafeln der Theater am Broadway angefangen.

Noten lesen konnte er nicht, ein Musikstudium bezahlen schon gar nicht, aber er besaß ein Spielzeug(!)-Xylophon, auf dem er unverdrossen Melodien entwarf und Texte dazu schrieb – und wie es sich für einen amerikanischen Traum gehört, wurde er Anfang der 40er Jahre entdeckt, und die Sängerin Eileen Barton (später auch Partnerin Sinatras in verschiedenen Radiosendungen) hatte einige Erfolge mit Liedern von ihm, die dann auch Sinatra im Radio sang (z.B. „If I Knew You Were Comin‘ I’d Have Baked A Cake“). So ging Merrill um 1950 herum nach Hollywood und verdingte sich dort als Songschreiber – unser Wochentopic gehört zu den Produkten jener Jahre, aber auch der „Mambo Italiano“, ein kommerzieller Millionenhit für die blutjunge Rosemary Clooney.

Damit hatte er genug Geld verdient, um an den Broadway zurückkehren zu können – und um dort unsterblich zu werden, mit seiner Musik für „Funny Girl“, dem Musical, das Barbra Streisand weltberühmt gemacht hat (man denke nur an die beiden Evergreens „People“ und „Don’t Rain On My Parade“). Dafür, ebenso wie für zwei weitere seiner Musicals („Carnival“ und „New Girl In Town“) wurde der Mann mit dem Spielzeugxylophon mit Auszeichnungen überhäuft, und seine Melodien gingen um die Welt.

Nur das „Happy End“ fehlt, denn Merrill schlug sich lange Jahre mit einer schlimmen Krankheit herum, die ihm das Leben zusehends zur Qual werden ließ. Im Februar 1998 brachte er sich schließlich um.

Die zweite Besonderheit ist Sinatras Aufnahme selbst, die im Januar 1952 entstand und für die Axel Stordahl als federführend notiert wurde, wenngleich das Arrangement unzweifelhaft die Handschrift von George Siravo verrät, jenem so oft vernachlässigten Arrangeur, der in jenen Jahren viele Swing-Charts vor allem in kleinerer Besetzung für Sinatras Auftritte schrieb (und am ersten Capitol-Album „Songs For Young Lovers“ 1953 maßgeblich beteiligt sein würde). Stordahl inszenierte die flotte Nummer mit einem kleinen aber feinen zwölfköpfigen Orchester (Besetzung siehe unten), das die beschwingte Heiterkeit des Liedes perfekt umzusetzen verstand.

Der Verkaufserfolg der alsbald veröffentlichten Single blieb freilich bescheiden – und doch ist diese Aufnahme ein kleiner Meilenstein im Sinatra-Songbook geworden: Denn am Klavier saß an jenem Tag, zum ersten Mal bei einer Sinatra-Studiosession, Bill Miller, der (mit kleineren Unterbrechungen) bis 1994 Sinatras Hauspianist bleiben sollte. Im Herbst 1951 hatte Sinatra ihn erstmals zu seinen Konzerten verpflichtet.

Eine lockere, leichte, swingende Nummer von Sinatra, ohne allzuviel Tiefgang vielleicht, aber doch kindlich-poetisch und so simpel und fröhlich gehalten, daß auch Sinatra selbst gegen Ende der Aufnahme einmal zum spontanen Händeklatschen animiert wurde, wie man hören kann. Da darf man schmunzeln und an Bob Merrill und sein Xylophon denken.

Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

Wenn der Regen aufgehört hat,
sehen die Leute Regenbogen,
aber ich sehe Regenbogen wenn es stürmt,
ist es denn ein Wunder, Schatz?
Ich kann über den Donner lachen,
wenn ich im Sonnenschein Deiner Liebe spazierengehe.

Zehn Grad unter Null:
Mann, ich bin Held!
Niemals trage ich einen Muff oder Handschuhe.
Während alle Welt sich die Nase abfriert,
stecke ich bis zum Knie in Rosen,
wenn ich im Sonnenschein Deiner Liebe spazierengehe.

Nur damit Du es weißt, meine Liebe, ich werde es Dir sagen:
Deine Liebe ist mein goldener Regenschirm,
der den Regen, Probleme und Schmerz von meinem Herzen fernhält.

Und vom ersten Moment an war Deine zarte Zuneigung
mir gegenüber
so etwas wie ein wunderbarer Segen von oben.
Deswegen laufe ich einfach mit strahlendem Gesicht umher,
und frage mich, ob ich träume,
wenn ich im Sonnenschein Deiner Liebe spazierengehe.


Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

COLUMBIA-Studioaufnahme vom 07.01.1952
aufgenommen in Hollywood
Arrangement: Axel Stordahl, George Siravo
Orchester geleitet von Axel Stordahl:
Zeke Zarchy (Trompete); Jimmy Pride, George Arus (Posaune); Jack Dumont, Morris Bercov, Babe Russin, Mannie Gershman, Leonard Hartman (Saxophon, Holzbläser); Bill Miller (Klavier); Allan Reuss (Gitarre); Jack Ryan (Baß); Nick Fatool (Schlagzeug)
Erstveröffentlichung: Columbia 78rpm single (1952)
Album/LP: The Essential Frank Sinatra (3 LP set, Columbia)
Album/LP/CD: Hello Young Lovers (2 LP set bzw. 1 CD, CBS/Sony)
CD: The Columbia Years 1943-1952 (12 CD Box, Columbia/Legacy) CD 12

07.01.1952 Studioaufnahme, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles,
12.02.1952 Radio, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Stars For Defense

Main Event Infos (English version)

In 1952, Frank Sinatra's nearly nine-year tenure at Columbia Records was nearing its end, with one of his final recordings being the song "Walkin' In The Sunshine". This new pop song, recorded during Sinatra's last months at Columbia under Mitch Miller's direction, stands out for several reasons and could be considered one of the often overlooked "hidden gems" from Sinatra's late Columbia era.

The song's composer, Bob Merrill (1923-1998), not to be mistaken for opera singer Robert Merrill, was a self-made Broadway success. At the age of 17, he hitchhiked to New York and began his career as a "letter hanger" on Broadway theater marquees. Despite not being able to read music or afford formal music education, he composed melodies and wrote lyrics on a toy xylophone. In line with the American dream, he was discovered in the early 1940s. His songs, performed by singer Eileen Barton (who later partnered with Sinatra on various radio shows), achieved some success, which Sinatra then broadcasted on the radio (e.g., "If I Knew You Were Comin' I'd Have Baked A Cake"). Merrill moved to Hollywood around 1950 to work as a songwriter. Our song of the week and "Mambo Italiano", a commercial hit for the young Rosemary Clooney, are products of this period.

Merrill's success allowed him to return to Broadway, where he achieved immortality with his music for "Funny Girl", the musical that catapulted Barbra Streisand to global fame (consider the evergreen hits "People" and "Don't Rain On My Parade"). For this and two other musicals ("Carnival" and "New Girl In Town"), Merrill, the man with the toy xylophone, received numerous awards, and his melodies were heard worldwide.

However, Merrill's story lacks a "happy ending". He battled a severe illness for many years, which increasingly made his life unbearable. In February 1998, he tragically took his own life.

Another notable aspect is Sinatra's recording itself, made in January 1952. Axel Stordahl is credited as the conductor, but the arrangement unmistakably carries the signature of George Siravo, an often overlooked arranger who composed many swing chart songs for Sinatra's performances during those years, particularly for smaller ensembles. Siravo played a crucial role in Sinatra's first Capitol album "Songs For Young Lovers" in 1953. Stordahl orchestrated the lively number with a small yet exceptional twelve-piece orchestra, perfectly capturing the song's upbeat spirit.

The single, released shortly after the recording, achieved modest sales success. However, this recording has since become a minor landmark in Sinatra's repertoire. This session marked the first time Bill Miller, who would remain Sinatra's resident pianist (with a few brief interruptions) until 1994, played the piano for a Sinatra studio recording. Sinatra had initially hired him for his debut concerts in the fall of 1951.

The song is a relaxed, light, and swinging number by Sinatra. It may lack depth, but it possesses a childlike poetic charm and is so simple and cheerful that Sinatra himself was moved to spontaneously clap his hands towards the end of the recording, as can be heard. Reflecting on Bob Merrill and his xylophone brings a smile to one's face.

Bernhard Vogel for Sinatra - The Main Event

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