*** Sinatra - The Main Event ***

Reaching For The Moon

Titel

Reaching For The Moon

Text & Musik

Irving Berlin

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Irving Berlin (1888-1989) war wohl der produktivste Songschreiber, den Amerika im 20. Jahrhundert hatte. Sein Markenzeichen waren betont „einfache“ Melodien und Texte, mehrere Tausend davon hat er geschrieben, darunter viele Welthits – „White Christmas“ ist stets das leuchtende Beispiel dafür, mit welchen Rezepten Berlin zum „König der Tin Pan Alley“ aufgestiegen ist.

1930 schrieb das Multitalent Berlin das Drehbuch für einen Kinofilm, den United Artists unter dem Titel “Reaching For The Moon“ (Regie: Edmund Goulding) produzierte. Er erzählt die Geschichte eines erfolgreichen Finanzmaklers, der mit Hilfe seines Butlers seine „soziale Inkompetenz“ gegenüber dem weiblichen Geschlecht überwinden möchte, um die Dame seines Herzens zu erobern. Der Film kam am 29. Dezember 1930, also dieser Tage vor 75 Jahren, in die Kinos, und verdient auch Beachtung, weil dort ein junger Künstler namens Bing Crosby seine erste Leinwandrolle hatte – als namenloser Sänger.

Berlins Leitmelodie für den Film trug ebenfalls den Titel „Reaching For The Moon“. United Artists jedoch verkürzte den Streifen bald von 91 auf 74 Minuten, wobei auch die beiden Musiknummern der Kürzung zum Opfer fielen. Trotzdem wurde das Lied bald zu einer populären Melodie und gehört seit her zu den beliebtesten amerikanischen Evergreens – vor allem dank einer heute oft vergessenen Künstlerin.

Denn für die erste Plattenaufnahme des neuen Liedes fand sich einer der größten Gesangsstars der damaligen Zeit: Ruth Etting (1897-1978) genoß als Sängerin auf Schallplatte und im Radio ähnlich große Popularität wie Bing Crosby; daneben zählte sie zu den Stars der legendären „Zigfield Follies“ am Broadway. Obwohl Etting nur elf Jahre lang, von 1926 bis 1937, Schallplatten aufgenommen hat, beeinflußten ihre Originalhits wie „Get Happy“, „The Song Is Ended (But The Melody Lingers On)“, „Exactly Like You“, „Love Me Or Leave Me“ oder „Shakin‘ The Blues Away“ eine ganze Generation und dürften unzweifelhaft auch beim jungen Sinatra ihren Eindruck hinterlassen haben, der später eine ganze Reihe ihrer Lieder in sein Repertoire übernahm.

Am 13. Januar 1931 nahm Etting „Reaching For The Moon“ in New York City für Columbia Records auf, und die Single kletterte rasch in die Top Ten. Bald coverten dann auch andere Vokalisten und Big Bands die Melodie, unter anderem auch Bing Crosby.

Ihre Karriere verlief stürmisch: Ruth Etting war mit einem Mafioso aus Chicago verheiratet, der nach der Trennung Ende der Dreißiger Jahre einen spektakulären Mordversuch an ihrem neuen Freund und späteren zweiten Ehemann unternahm, woraufhin sie sich schon 1939 ganz aus dem Showgeschäft zurückzog; ein Comeback-Versuch Ende der Vierziger Jahre blieb erfolglos. Ruth Ettings Leben wurde 1955 von MGM (Regie: Charles Vidor) mit James Cagney und einer großartigen Doris Day in den Hauptrollen verfilmt; der Streifen erhielt sechs Oscar-Nominierungen und gewann den begehrtesten „Academy Award“ als bester Film des Jahres.
(Weitere Infos auf der schönen Website http://www.ruthetting.com).

In Sinatras Repertoire taucht „Reaching For The Moon“ erst im Herbst 1965 auf, als The Voice bei Reprise Records gemeinsam mit Nelson Riddle sein Albenprojekt „Moonlight Sinatra“ in Angriff nahm. Das Album trug den Untertitel „Sings The World’s Great Melodies Of Love“, und alle dort vereinten „großen Liebeslieder“ trugen den Mond im Titel – in seinen Linernotes (die zu den schönsten Linernotes aller Sinatra-Alben überhaupt gehören) nannte Stan Cornyn den Trabanten prägnant „earth’s constant lover“.

Am 29.11.1965 spielten Sinatra und Riddle gemeinsam „Reaching For The Moon“ in nur vier Takes ein – und Sinatra zauberte aus Berlins Lied eine meisterhafte Interpretation, so als ob er das Stück schon seit Jahr und Tag singen würde. Seine Darbietung von Berlins simpler Poesie, und Riddles kongeniales Arrangement im sanften Beat, gehören zu den Höhepunkten des Moonlight-Albums, das im März 1966 herauskam und insgesamt 14 Wochen in den LP-Charts blieb (Höchstplazierung #34).


© Bernhard Vogel für Sinatra – The Main Event

Nach Dem Mond Greifend
(Reaching For The Moon)

Der Mond und du scheinen
so nahe und doch so fern von mir zu sein,
und hier bin ich in einer Juni-Nacht,
und greife nach dem Mond
und Dir.

Ich frage mich, ob wir uns jemals treffen werden,
mein Liebeslied ist unvollkommen,
ich bin nur die Worte auf der Suche nach der Melodie,
und greife nach dem Mond
und Dir.

Übersetzung © Marc Rothballer für Sinatra – The Main Event, 2006

REPRISE-Studioaufnahme vom 29.11.1965
aufgenommen in Hollywood, United Recording, Studio A (take 4)
Arrangement: Nelson Riddle
Orchester geleitet von Nelson Riddle:
Tommy Pederson, Urbie Greene (Posaune); George Roberts (Baßposaune); Vincent de Rosa, William Hinshaw, Richard Perissi (Horn); Ted Nash, Ronny Lang (Klarinette); Jules Jacob (Oboe); Lloyd Hildebrand, Jack Marsh (Fagott); Willie Schwartz, Gene Cipriano, Chuck Gentry, Harry Klee (Saxophon); Gerald Vinci, Emil Briano, Ambrose Russo, Herman Clebanoff, Tibor Zelig, Thelma Beach, Arnold Belnick, Jerome Reisler, John DeVoogdt, Darrel Terwilliger, Marshall Sosson, Victor Arno, Alex Murray, Ralph Schaeffer, William Kurasch, Victor Bay, Alex Beller, Nathan Ross (Violine); Paul Robyn, Stanley Harris, Maxine Johnson, Barbara Simons, Joseph Di Fiore, Alvin Dinkin (Bratsche); Kurt Reher, Edgar Lustgarten, Eleanor Slatkin, Harold Schneier, Jesse Ehrlich, Nino Rosso (Cello); Kathryn Julye (Harfe); Bill Miller (Klavier); Al Viola (Gitarre); Ralph Pena, Eddie Gilbert (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug); Larry Bunker (Percussion).
Erstveröffentlichung-Album/LP/CD: Moonlight Sinatra (Reprise) (zuerst erschienen März 1966).
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20 CD Box, Reprise) CD 1ß (erschienen November 1995)

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