The Main Event: Die Sinatra-Infothek seit 1999

Moon Love

Titel

Moon Love

Text & Musik

Musik von André Kostelanetz (nach Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5, 2.Satz), Text von Mack David

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Sinatra war, wie wir aus den Erzählungen seiner Familie und Freunde, aber auch aus seinem eigenen Munde wissen, ein großer Liebhaber klassischer Musik – in Gordon Jenkins‘ Suite „The Future“ (Trilogy-Album) singt er ja sogar darüber. Motive aus klassischen Kompositionen tauchten aber auch in einigen seiner Songs auf, Rachmaninow und Borodin sind zum Beispiel vertreten, am häufigsten aber Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893).

1888 schrieb Tschaikowsky nach der Rückkehr von einer ausgedehnten Europareise seine Fünfte Sinfonie, die bald aus Rußland ihren Siegeszug in die Konzerthäuser rund um den Globus antrat. Und es war wiederum ein Russe, den diese Sinfonie zu einem Song inspirierte, der dann ebenfalls weltbekannt geworden ist: André Kostelanetz (1901-1980), in St. Petersburg geboren und nach einem Musikstudium am dortigen Konservatorium 1922 in die USA ausgewandert, komponierte in Anlehnung an ein Motiv aus dem 2. Satz der 5. Sinfonie Tschaikowskys 1939 das Lied „Moon Love“, zu dem Mack David (1912-1993) den Text beisteuerte. Es gehört bis heute zu den meistgespielten Stücken von Kostelanetz, der auch ein eigenes Orchester gründete und mit seiner „light music“ über 50 Millionen Schallplatten weltweit verkauft hat, was ihn zu einem der erfolgreichsten Komponisten und Bandleader des 20. Jahrhunderts hat werden lassen.

Glenn Miller und sein Orchester machten „Moon Love“, gesungen von Millers Leadsänger Ray Eberle, 1939 innerhalb weniger Wochen nach der Veröffentlichung zu einem der beliebtesten Songs im Lande, so daß bald auch die anderen großen amerikanischen Tanzorchester das Stück in ihr Repertoire übernahmen.

Das galt auch für die Big-Band von Harry James, der Ende Juni 1939 gerade einen neuen Sänger unter Vertrag genommen hatte: Frank Sinatra! Ihm vertraute James das Lied ab Juli 1939 bei den Konzertauftritten an; das Arrangement dazu hatte Andy Gibson geschrieben. Zu einer Studioaufnahme ist es zwar nicht gekommen, aber der Radiosender CBS, der mehrmals in der Woche die Livekonzerte der Harry-James-Band aus dem legendären „Roseland Ballroom“ am New Yorker Broadway übertrug, fertigte aus einem Mitschnitt von „Moon Love“ einen Master an, der inzwischen auch bei Columbia erschienen ist (=Version #1).

Fünfundzwanzig Jahre später war aus Sinatra ein begnadeter Solokünstler geworden – und für sein Reprise-Album „Moonlight Sinatra“ nahmen er und Nelson Riddle sich im Herbst 1965 nochmals des Liedes von Kostelanetz an (= Version #2). Riddle schrieb in seinem vor klassischen Anklängen strotzenden, streicherbetonten Arrangement eine schlichtweg grandiose instrumentale Einleitung – Gänsehaut ist da unvermeidlich. Nicht weniger als dreißig Streicher spielten bei der Studioaufnahme mit!

Bei diesen beiden Fassungen ist es geblieben. Sie repräsentieren zwei sehr unterschiedliche Epochen in Sinatras Karriere, so daß der Vergleich sicher lohnt. Sie stehen aber auch für eine musikalische Tradition, die neben dem Belcanto und den (Schubertianischen) „Liedern“, dem Swing und dem Vaudeville- bzw. Broadway-Musical zu denjenigen Einflüssen gehört, die den Interpreten Frank Sinatra am meisten geprägt haben.

Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

Mondliebe
(Moon Love)

Wird dies Mondliebe sein,
Nichts als Mondliebe?
Wirst du fort sein, wenn die Dämmerung
Hereinbricht?

Sind dies nur Mondträume
Groß, solange der Mond strahlt?
Aber wenn der Mond verblasst
Werden meine Träume wahr werden?

So sehr ich dich auch liebe
Lass mich dich nicht lieben
Wenn ich für deinen Kuss
mit einsamen Tränen zahlen muss

Sag, dass es keine Mondliebe ist
Sag mir, dass es wahre Liebe ist
Sag, du wirst mein sein
Wenn der Mond verschwindet.

Übersetzung © Marc Rothballer für Sinatra - The Main Event, 2007

(1) „Harry James & His Orchestra“ (CBS Radio) vom 10.8.1939
Konzertaufzeichnung aus dem Roseland Ballroom, New York City
Arrangement: Andy Gibson
Harry James & His Orchestra:
Harry James, Jack Palmer, Claude Bowen, Jack Schaeffer (Trompete); Russel Brown, Truett Jones, Dalton Rizzotto (Posaune); Dave Matthews (Altsaxophon); Claude Lakey (Alt- und Tenorsaxophon); Bill Luther, Drew Page (Tenorsaxophon); Jack Gardner (Klavier); Red Kent (Gitarre); Thurman Teague (Baß); Ralph Hawkins (Schlagzeug).
CD: Harry James/Frank Sinatra – The Complete Recordings (Columbia/Legacy)
CD: Frank Sinatra Vol. 8 (Masters Of Jazz MJCD 125)
CD: "Frank Sinatra: A Voice On Air (1935-1955)"

(2) REPRISE-Studioaufnahme vom 29.11.1965
aufgenommen in Hollywood (take 2intercut4)
Arrangement: Nelson Riddle
Orchester geleitet von Nelson Riddle
Tommy Pederson, Urbie Greene (Posaune); George Roberts (Baßposaune); Vincent de Rosa, William Hinshaw, Richard Perissi (Horn); Ted Nash, Ronny Lang (Klarinette); Jules Jacob (Oboe); Lloyd Hildebrand, Jack Marsh (Fagott); Willie Schwartz, Gene Cipriano, Chuck Gentry, Harry Klee (Saxophon); Gerald Vinci, Emil Briano, Ambrose Russo, Herman Clebanoff, Tibor Zelig, Thelma Beach, Arnold Belnick, Jerome Reisler, John DeVoogdt, Darrel Terwilliger, Marshall Sosson, Victor Arno, Alex Murray, Ralph Schaeffer, William Kurasch, Victor Bay, Alex Beller, Nathan Ross (Violine); Paul Robyn, Stanley Harris, Maxine Johnson, Barbara Simons, Joseph Di Fiore, Alvin Dinkin (Bratsche); Kurt Reher, Edgar Lustgarten, Eleanor Slatkin, Harold Schneier, Jesse Ehrlich, Nino Rosso (Cello); Kathryn Julye (Harfe); Bill Miller (Klavier); Al Viola (Gitarre); Ralph Pena, Eddie Gilbert (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug).
Album/LP/CD: Moonlight Sinatra (Reprise)

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