The Main Event: Die Sinatra-Infothek seit 1999

Little Green Apples

Titel

Little Green Apples

Text & Musik

Bobby Russell

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Der aus Nashville stammende Komponist und Liedtexter Bobby Russell (1941-1992) konnte mit seinen Songs in den Sechziger und Siebziger Jahren eine ganze Reihe von Erfolgen im Bereich von Country- und Pop-Musik für sich verbuchen. Charakteristisch für seine Songs war eine stets sehr melancholische Grundstimmung, wie sie sich etwa in seiner erfolgreichsten Komposition „Honey“ zeigt (die in der Aufnahme von Bobby Goldsboro 1968 bis an die Spitzenposition der Billboard-Charts kam), aber gerade auch in „Little Green Apples“. In den Siebziger Jahren schrieb Russell eine Reihe von Stücken für seine Frau Vicki Lawrence (die mit „The Night The Lights Went Out In Georgia“ einen #1-Hit landen konnte). Russell starb mit nur 51 Jahren an einem Herzinfarkt.

Ende 1967 hatte Russell Text und Musik für „Little Green Apples“ verfaßt, und die erste Studioaufnahme des neuen Liedes machte dann Roger Miller (1936-1992), ein texanischer Country-Gitarrist, der seine Laufbahn zunächst ebenfalls als Songschreiber begonnen hatte, seit den Sechziger Jahren aber vor allem als Interpret arbeitete. Seine Version (aus dem Album „A Tender Look At Love“, Smash Records) kletterte bis auf Platz 6 der Billboard-Country-Charts.

Zum landesweiten Hit wurde „Little Green Apples“ aber erst durch die nur wenige Wochen später entstandene Cover-Version von O.C. (Ocie Lee) Smith (1932-2001). Smith kam aus Louisiana und war zunächst als reiner Jazzsänger aktiv gewesen; als Nachfolger von Joe Williams arbeitete er 1961-1963 als Vokalist beim Orchester von Count Basie. Mitte der Sechziger Jahre dann wechselte Smith zu Country und Rhythm&Blues – und „Little Green Apples“ sollte der größte Erfolg seiner Karriere werden. In den Billboard-Single-Charts kam seine Fassung bis auf Platz 2, und das dazugehörige Album „Hickory Holler Revisited“ (Columbia) kletterte in den Billboard-Alben-Charts in die Top 20, in den Jazz-Charts bis auf #4, in den „Black Albums“-Charts sogar auf Nummer eins – und „Little Green Apples“ gewann einen Grammy als „Song Of The Year“.

Durch Smiths Erfolg entstanden ab 1968 in rascher Folge eine ganze Reihe weiterer Cover-Versionen von Künstlern verschiedenster Sparten: Der breite Reigen reicht von Dionne Warwick (1968), Andy Williams (1969) und natürlich Dean Martin (auf seinem Reprise-Album „I Take A Lot Of Pride In What I Am“, 1969) über Vic Damone, Floyd Cramer und Tom Jones bis zu den Unterhaltungsorchestern von Ray Conniff und James Last, zu Sinatras langjährigem Gitarristen Tony Mottola (auf seinem Independent-Album „Joins The Guitar Underground“, 1968) und dem deutschen „Schnellgeiger“ Helmut Zacharias.

Frank Sinatra, der im Juli 1968 mit „Cycles“ bei Reprise eine Single im Country-Stil eingespielt hatte, um die herum er nun ein ganzes neues Album mit Songs ähnlichen Ursprungs bauen wollte, entschloß sich ebenfalls noch im Herbst 1968 zu einer eigenen Aufnahme.
Don Costa, in dessen Händen auch die Produktion des geplanten Albums lag, schrieb dafür ein stark streicherbetontes Arrangement (18 Streicher wurden für die Aufnahme verpflichtet), so daß es Sinatra leicht fiel, dem Stück seine ganz eigene Note zu verleihen.

Am 12.11.1968 kam es unter der Leitung von Bill Miller zu einer ersten Studioaufnahme (=Version #1). Mit dem Ergebnis war Sinatra nicht hundertprozentig zufrieden, so daß er die Aufnahme am folgenden Tag wiederholte (= Version #2). Diese Fassung wurde dann gemastert und erschien noch im selben Monat auf dem Album „Cycles“, dreieinhalb Jahre später auch auf der Reprise-Sampler-LP „Greatest Hits Vol.2“. Auf eine Single-Auskoppelung hingegen verzichtete Sinatra. Die erste, damals nicht verwendete Aufnahme blieb bis heute (2006) unveröffentlicht.

Im November und Dezember 1968, und nochmals im Spätsommer 1969, sang Sinatra das Lied zu Costas Arrangement auch des öfteren bei seinen Konzerten in Las Vegas. Im November 1969 dann trug er es auch in seinem fünften CBS-Fernsehspecial vor (= Version #3), wiederum begleitet von Don Costas Arrangement, der diesmal auch die Orchesterleitung für die im Studio vorproduzierte Aufnahme übernommen hatte.

Danach verschwand „Little Green Apples“ aus Sinatras Repertoire – bis er es völlig überraschend fast zwei Jahrzehnte später, am 30. April 1986, beim Eröffnungskonzert seines gemeinsamen Engagements mit Liza Minnelli im „Golden Nugget“ in Atlantic City wieder in sein Soloprogramm einfügte. Für den Rest der Konzertreihe aber ersetzte Sinatra das Lied wieder durch andere Stücke, so daß es bei dieser einen Darbietung von „Harvest Sinatra“ geblieben ist.

Und wer ist der geheimnisvolle „Doctor Seuss“ aus dem Liedtext? Theodor Seuss Geisel (1904-1991), einer der erfolgreichsten Autoren der USA, schrieb unter diesem Pseudonym mehrere Dutzend Kinder- und Märchenbücher, mit denen Generationen von Amerikanern aufgewachsen sind, genauso wie mit Disneyland oder den Gedichten und Liedern über "Mother Goose", die erstmals 1916 erschienen.

Kleine Grüne Äpfel
(Little Green Apples)

Und ich erwache morgens
mit meinen Haaren in den Augen,
und sie sagt: "Hi!"
Und ich stolpere zum Frühstückstisch,
während die Kinder in die Schule gehen:
"Goodbye!"

Und sie nimmt meine Hand,
Drückt sie,
Sagt: "Wie gehts dir, Liebling?"
Und ich sehe lächelnde Lippen,
Die mein Herz wärmen
und die Morgensonne erblicken.

Und wenn das nicht Liebe ist
Dann kann ich nur sagen:

Gott machte keine kleinen grünen Äpfel,
es regnet nicht in Indianapolis
im Sommer.

Es gibt keinen Dr. Seuss,
kein Disneyland, und Mutter Gans
ist kein Kindervers.

Gott machte keine kleinen grünen Äpfel,
und es regnet nicht in Indianapolis
im Sommer.

Und wenn ich mich schlecht fühle,
denke ich an ihr strahlendes Gesicht,
um mich zu beruhigen.

Manchmal rufe ich sie zu Hause an,
obwohl ich weiß, dass sie beschäftigt ist,
und frage sie, ob sie weg und mich treffen kann,
um etwas zu essen.

Sie hört mit dem auf, was sie tut,
beeilt sich, um mich zu treffen,
und ich komme immer zu spät.
Aber sie sitzt und wartet geduldig,
und lächelt, wenn sie mich sieht,
denn das ist ihre Art.

Und wenn das nicht Liebe ist,
dann kann ich nur sagen:

Gott machte keine kleinen grünen Äpfel,
es schneit nicht in Minneapolis,
wenn der Winter kommt.

Es gibt keine Heuchelei,
jungen Welpen und Herbstblätter
und Soft-Air-Pistolen.

Gott machte keine kleinen grünen Äpfel
im Sommer,
und es gibt keinen Dr. Seuss,
kein Disneyland, und Mutter Gans
ist kein Kindervers.

Gott machte keine kleinen grünen Äpfel,
es schneit nicht in Minneapolis
im Winter.

Übersetzung: Marc Rothballer für Sinatra – The Main Event

(1) REPRISE-Studioaufnahme vom 12.11.1968
aufgenommen in Hollywood, Western Recorders, Studio 1
Arrangement: Don Costa
Orchester geleitet von Bill Miller:
Israel Baker, Harry Bluestone, Jacques Gasselin, Lou Raderman, Mischa Russell, James Getzoff, Bernard Kundel, Marshall Sosson, Joe Stepansky, Gerald Vinci (Violine); Paul Robyn, Virginia Majewski, Alex Neiman, Barbara Simons (Bratsche); Edwin Beach, Armand Kaproff, Nino Rosso, Justin DiTullio (Cello); Kathryn Julye (Harfe); Pete Jolly (Klavier, Celeste); Al Viola, Bill Pitman, David Cohen (Gitarre); Chuck Berghofer (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug); Gary Coleman, Kenneth Watson (Percussion)
unveröffentlicht

(2) REPRISE-Studioaufnahme vom 13.11.1968
aufgenommen in Hollywood, Western Recorders, Studio 1
Arrangement: Don Costa
Orchester geleitet von Bill Miller:
Erno Neufeld, Jacques Gasselin, Lou Raderman, Mischa Russell, James Getzoff, Nathan Ross, Paul Shure, Marshall Sosson, Joe Stepansky, Gerald Vinci (Violine); Paul Robyn, Alvin Dinkin, Alex Neiman, Allan Hershman (Bratsche); Armand Kaproff, Nino Rosso, Joseph Saxon, Justin DiTullio (Cello); Kathryn Julye (Harfe); Pete Jolly (Klavier, Celeste); Al Viola, Bill Pitman, David Cohen (Gitarre); Joe Mondragon (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug); Milt Holland, Emil Richard (Percussion)
Erstveröffentlichung-Album/LP/CD: Cycles (Reprise) (zuerst erschienen November 1968)
LP: Greatest Hits Vol. 2 (Reprise FS-1032) (erschienen Mai 1972)
LP: The Voice Vol. 1 (Reprise/WEA FS 5238) (1978, nur in Europa erschienen)
CD: Frank Sinatra’s Greatest Hits Vol. 2 (Reprise) (erschienen November 1987)
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20-CD-Box, Reprise) CD 13 (erschienen November 1995)


12.11.1968 Studioaufnahme, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Western Rec.1
13.11.1968 Studioaufnahme, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Western Rec.1
26.11.1968 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace
05.12.1968 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace
19.09.1969 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (First Show)
05.11.1969 Television, Kalifornien, Hollywood, Los Angeles, Sinatra
30.04.1986 Konzert, New Jersey, Atlantic City, Golden Nugget

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen