*** The Main Event: Die Sinatra-Infothek seit 1999 ***

It's Sunday

Titel

It's Sunday

Text & Musik

Musik von Jule Styne, Text von Susan Birkenhead

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Wie Sinatra war auch Tony Mottola ein „Kind“ New Jerseys, zweieinhalb Jahre nach Frank in dem Städtchen Kearny geboren. Das Gitarrespielen brachte er sich schon früh selbst bei, und zwar so gut, daß er 1936 einen Vertrag beim populären Tanzorchester von George Hall landen konnte. Einmal mit solch einer Band als Sänger aufzutreten, war damals der Jugendtraum eines gewissen Francis Albert Sinatra, und schon um 1937 herum freundeten sich Frank und Tony am Rande von Halls Auftritten an. Es sollte eine lebenslange Freundschaft werden, deren musikalische Spuren aus Sinatras Oeuvre nicht wegzudenken sind.

Mottola arbeitete seit Beginn der 40er Jahre als festangestellter Gitarrist beim CBS-Rundfunkorchester in New York, und außer in so bekannten und damals ungeheuer populären Shows wie denen von (George) Burns & (Frank) Allan oder Jack Benny war er auf diese Weise bald auch erstmals zusammen mit Sinatra zu hören, zunächst im Herbst 1942 (im Orchester Raymond Scott in Sinatras erster selbständiger Radioshow "Reflections"), und dann vor allem im Sommer 1943 in der wöchentlichen CBS-Radioshow „Broadway Bandbox“, in der so viele spätere Sinatra-Hits zum ersten Male von FS intoniert wurden – allen voran „Where Or When“, „I Get A Kick Out Of You“, „My Heart Stood Still“, und „Ol’Man River.

Die ersten herausragenden gemeinsamen Studioarbeiten mit FS entstanden im Herbst 1947, als Tony Mottola mit seinem Trio (komplettiert durch Trigger Alpert am Baß und Johnny Guarnieri am Klavier) Sinatra auf drei Columbia-Studioaufnahmen begleitete (My Cousin Louella, We Just Couldn’t Say Goodbye, und S’Posin). Mottola avancierte zu einem der gefragtesten Studiomusiker der amerikanischen Ostküste, und schaffte auch rasch den Sprung ins „neue Medium“ Fernsehen, wo er Johnny Desmond in dessen frühen Shows begleitete und dann vor allem Perry Como, in dessen Fernsehshows Mottola über 25 Jahre lang die Gitarre spielte. Von 1958 bis 1972 gehörte Mottola auch zur Stammbesetzung des Orchesters in der legendären „Tonight Show“ auf NBC. Daneben nahm er mehrere Dutzend eigene Instrumentalalben auf, die teilweise bis heute stilbildend geblieben sind, z.B. seine LP „Mr Big“ (Enoch Light/Command Records).

Den Kontakt zu Sinatra hat er über all die Jahre nicht verloren, und als 1980 Sinatras langjähriger „Stammgitarrist“ Al Viola aus Sinatras Bühnen- und Studioorchester(n) ausschied, war Tony Franks erste Wahl – und obschon gerade im Begriff, sich zurückzuziehen, ließ er sich nicht lange bitten. Auf diese Weise entstand eine der mitreißendsten und musikalisch hochklassigsten Paarungen überhaupt in Sinatras Karriere – „The Voice“ und dazu Tony Mottolas virtuoses Gitarrenspiel. Schon im Sommer 1980 feierten die beiden Triumphe in der New Yorker Carnegie Hall mit ihrer Version von „Send In The Clowns“.

Bald war in Sinatras Konzertprogramm ein eigener „Spot“ für Mottola eingebaut, der zumeist zunächst ein Instrumentalstück zum Besten gab (darunter tolle Versionen vom „Concerto de Aranjuez“ und anderen klassischen Gitarrenstücken), bevor dann Sinatra und Mottola gemeinsam eine Ballade als Duett darbrachten. Klassiker waren dabei, zum Teil seit Jahrzehnten in Sinatras Repertoire, aber im intimen Setting mit reiner Gitarrenbegleitung klangen sie fast wie neu. Vielleicht das beste Beispiel dafür, warum es so beklagenswert ist, daß diese Epoche der frühen Achtziger Jahre in Sinatras Schaffen, was die Liveauftritte anbelangt, immer noch so sträflich vernachlässigt und unterschätzt wird, nicht nur von den Plattenfirmen.

Nur ein einziges Gitarrenduett aber nahmen Mottola und Sinatra auch im Studio auf – ein neuer Song, den Sinatras enger Freund Jule Styne (1905-1994) komponiert und zu dem Susan Birkenhead den Text geschrieben hatte, speziell für Sinatra im Herbst 1982: „It’s Sunday“.

Don Costa schrieb dazu zunächst ein Arrangement für komplettes Orchester – es war eine seiner letzten Arbeiten für Sinatra. Am 19. Januar 1983 wollte Sinatra das Lied für Reprise aufnehmen – doch wenige Stunden vorher starb Don Costa. Die Session fand zwar trotzdem statt (geleitet von Joe Parnello), und Sinatra probierte zwar einige Takes der für die Session vorgesehenen Lieder, auch für „It’s Sunday“ (= Version #1), brach aber dann ab, wohl auch aus Trauer um seinen Gefährten.

Eine Woche später dann probierte er im Studio eine Aufnahme des Liedes nur mit Mottolas Gitarre als Begleitung (= Version #2), und das Ergebnis gefiel Sinatra ausnehmend gut. So gut, daß er diese intime Version schon am nächsten Abend auf der Konzertbühne im „Golden Nugget“ in Atlantic City vor Publikum testete. Vier Wochen später dann war das gemeinsame Duett so weit gereift, daß Tony und Frank es für Reprise erneut einspielten (=Version #3). Diese Aufnahme wurde (bislang) als einzigste der dreien veröffentlicht, zunächst als wenig beachtete und recht erfolglose Single, dann aber erneut 1990 auf dem 4-CD-Set von Reprise zum 75. Geburtstag. Im Konzert sang Sinatra das Lied zu Mottolas Gitarrenspiel nur noch im März 1983 im „Harrah’s“ in Lake Tahoe, danach verschwand es aus dem Programm, und Mottola und Sinatra wandten sich in ihren gemeinsamen Duetten wieder den „Klassikern“ zu.

Eine konsequente, vielseitige Melodie von einem der Meister (Jule Styne), dazu ein zumal für die damalige Zeit ungewohnt poetischer Text, der konsequent auf Platitüden des Pop-Zeitalters verzichtet und zu einem der besten Texte gehört, den Sinatra jemals sang (Susan Birkenhead), gesungen von der dunklen Stimme eines gereiften Sinatra in seiner letzten Hochphase – das Ergebnis konnte wohl kaum anders als großartig ausfallen. Es ist aber vor allem die ungeheure Subtilität, das lyrische Spiel mit den Harmonien, in Mottolas Gitarrenspiel, das „It’s Sunday“ seinen besonderen Reiz verleiht. Eine zu Unrecht viel zu wenig bekannte und viel zu selten gespielte Aufnahme.

Die musikalische „Chemie“ zwischen den beiden Männern aus New Jersey wird aber sicher auch von ihrer jahrzehntelangen Freundschaft gespeist worden sein, und von der uneingeschränkten Bewunderung des Instrumentalisten für den Sänger. Bis in seine letzten Lebensmonate hinein hat Tony Mottola kaum eine Gelegenheit ausgelassen zu erklären, daß für ihn „Sinatra der beste [war] – Punkt. So etwas hatte ich vorher noch nie gehört, und so etwas wird man auch nie wieder hören.“ Bereitwillig gab er Interviews zum Thema, und wenn er gelegentlich auf seine alten Tage noch einmal in New York oder irgendwo in New Jersey mit seiner Gitarre auf die Bühne trat, verging kein Auftritt ohne eine (musikalische) Verbeugung vor „The Voice“.

Copyright © Bernhard Vogel, 2004, für Sinatra – The Main Event

Schläfriges Licht der Morgensonne,
sanfte Küsse für meinen Schatz,
es ist Sonntag, es ist Sonntag.

Sie braucht nicht aufzuwachen,
ich werde Eier und Speck so zubereiten, wie sie es gewöhnlich tut,
während sie einfach noch schlummert.

Neuerdings habe ich mir angewöhnt,
ihr eine Blume aufs Tablett dazuzutun.
Sie mag Rosen.

Wir werden den Morgen verplaudern,
die Zeitung lesen,
uns danebenbenehmen,
und uns genießen.

Die Welt gehört uns,
wir werden einen Spaziergang machen, oder zuhause bleiben.
Lange, faule Stunden,
die wir für uns haben und in denen wir uns verkriechen können.

Für einen Tag,
gottseidank,
ist es Sonntag!

Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

(1) REPRISE-Studioaufnahme vom 19.1.1983
aufgenommen in New York City, RCA Recording Studios
Arrangement: Don Costa
Orchester geleitet von Joe Parnello:
Charles Turner, Dick Perry, John Frosk, Joe Ferrante (Trompete); Bob Alexander, Sonny Russo, Johnny Messner (Posaune); Paul Faulise (Baßposaune); Donald Corrado, Albert Richmond, Joseph DeAngelis (Horn); Don Butterfield (Tuba); Walter Levinsky, Robert Stehen, Sidney Cooper, Al Klink, William Slapin, Sol Schlinger, Phil Bodner, Wally Kane, Jeff Hest (Holzbläser); Joe Malin, Gene Orloff, Max Cahn, Martha Caplin, Catherine Metz, Secondo Proto, Maura Giannini, Leo Kahn, Michael Comins, Harry Glickman, Carmel Malin, Harold Kohon, Marilyn Wright, Max Hollander, Anahid Ajemian, Fred Buldrini (Violine); Diann Hezurski, Michael Spivakowsky, Rose Tillotson, Mitsue Takayama, Alfred Brown, Julien Barber (Bratsche); Julius Ehrenwerth, Jonathan Abramowitz, Melissa Meell, Anthony Sophos, Kermit Moore, Alan Shulman (Cello); Nanette Kramer (Harfe); Bernie Leighton (Klavier); Tony Mottola, Vincent Bell, Jack Cavari (Gitarre); Gene Cherico, Homer Mensch, Frank Bruno (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug); Ted Sommer (Percussion)
unveröffentlicht

(2) REPRISE-Studioaufnahme vom 25.1.1983
aufgenommen in New York City, RCA Recording Studios
Arrangement: Don Costa
Tony Mottola (Gitarre), kein Orchester
unveröffentlicht

(3) REPRISE-Studioaufnahme vom 28.2.1983
aufgenommen in Burbank/Kalifornien, Burbank Studios
Arrangement: Tony Mottola
Tony Mottola (Gitarre), kein Orchester
Erstveröffentlichung: Here’s To The Band/It’s Sunday (Reprise Single 29677, 1983)
CD: The Reprise Collection (4 CD Set, Reprise, 1990)
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20 CD Box, Reprise, 1995)

26.01.1983 Konzert, New Jersey, Atlantic City, Golden Nugget
27.01.1983 Konzert, New Jersey, Atlantic City, Golden Nugget
28.02.1983 Studioaufnahme, Kalifornien, Burbank, Burbank Studios
12.03.1983 Konzert, Nevada, Lake Tahoe, Stateline, Harrah’s (First Show)

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