Anything Goes

Titel

Anything Goes

Text & Musik

Musik & Text von Cole Porter

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Am 21. November 1934 feierte Cole Porters neues Musical „Anything Goes“ seine Premiere am Broadway (im Alvin Theatre), und wurde ein Jahr lang vor ausverkauftem Haus gespielt. Stars der Show waren William Gaxton und Ethel Merman in den Hauptrollen, und Merman blieb es auch vorbehalten, den gleichnamigen Titelsong zum Besten zu geben, der alsbald um die Welt gehen sollte – noch im selben Jahr nahmen gleich zwei prominente Orchester, nämlich Paul Whiteman und die Gebrüder Jimmy und Tommy Dorsey, das Lied auf Schallplatte auf. Mit „I Get A Kick Out Of You“ enthielt die Show ein weiteres von Merman präsentiertes Lied, das zum Evergreen werden sollte.

Knapp zwei Jahre später verfilmte Paramount Pictures das Musical in Hollywood (Regie: Lewis Milestone), mit Bing Crosby und –natürlich- Ethel Merman in den Hauptrollen. Am 24. Januar 1936 war Filmpremiere, und der Streifen wurde genau wie die Broadway-Show zu einem großen Erfolg, nicht zuletzt durch Cole Porters geniale Musik. Neben seinen Stücken war hier übrigens auch der inzwischen aus Nazideutschland emigrierte Friedrich Holländer mit einigen Songs vertreten, den Porters noch aus Europa kannte.

„Anything Goes“, das 1935 erstmals in Europa (London) zur Aufführung kam und seither zahlreiche Remakes am New Yorker Broadway und im Londoner West End erlebt hat (zuletzt 2002), gehört bis heute zu den Klassikern des Genres und war eine von Porters erfolgreichsten Produktionen. 1956 inspirierte der Showklassiker einen neuen Hollywoodfilm (wiederum bei Paramount, Regie: Robert Lewis), mit Bing Crosby, Donald O’Connor und Mitzi Gaynor in den Hauptrollen.

Während Frank Sinatra „I Get A Kick Out Of You“ schon 1943 erstmals sang und dann mehr oder weniger ohne Pause fünfzig Jahre lang im Programm behielt, sah es mit dem Titelsong anders aus. Im November 1953 spielte Sinatra zwar an der Seite von – wiederum – Ethel Merman in einer Fernsehspiel-Adaption von „Anything Goes“ mit, doch das Titellied zu singen, blieb dort wiederum Merman vorbehalten. Erst im Januar 1956 war es dann soweit: Zusammen mit Nelson Riddle spielte Sinatra eine Aufnahme für Capitol Records ein, die auf dem legendären Album „Songs For Swinging Lovers“ im März 1956 herauskam, das gemeinhin als eins von Sinatras besten Alben aller Zeiten gehandelt wird. Dementsprechend berühmt ist daher auch seine Version von „Anything Goes“ geworden, obwohl dies das einzige Mal blieb, das Sinatra den Song gesungen hat.

Porters ironische Abrechnung mit verstaubten Moralaposteln besitzt alles, was seit jeher einen klassischen Porter-Song auszeichnet: Witz, sowohl musikalisch als auch lyrisch cleveren Text, Swing und Flair. Die toll gereimten Verse „beten“ sozusagen die zeitlosen Vorurteile der Altmodischen nach („heute ist ja alles schlecht geworden“) und führen sie dadurch gleichzeitig ad absurdum, denn das Lied war ja Teil einer Broadway-Show, in der es darum ging, viel mehr als bloß „a glimpse of stocking“ zu zeigen: Im Original sang Merman das Lied zusammen mit vier mehr als gutaussehenden engbekleideten Matrosentänzern. So etwas stieß auch in den Dreißiger Jahren noch bei konservativen Geschmäckern auf Ablehnung (wie auch dem „Swing“ insgesamt damals durchaus noch etwas ‚Anrüchiges‘ anhaftete, erst Benny Goodman räumte damit 1938 in der Carnegie Hall endgültig auf).

Für Sinatra und Riddle ein Fest, so einen Song zu vertonen, und ein solches ist ihre Aufnahme auch geworden. Riddles moderaten Beat, der den vielen erstklassigen Instrumentalisten im Orchester Raum für swingige Akzente läßt, trägt Sinatra auf dem stimmlichen Höhepunkt seiner Karriere mühelos in praktisch jede Nuance des Textes hinein, der (wie stets bei Porter) noch in jeder einzelnen Silbe perfekt zum Rhythmus paßt. Besser kann man es als Coversänger wohl kaum machen!

© Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

Alles geht
(Anything goes)

In alten Zeiten wurde hervorblitzender Strumpf
als etwas Schockierendes empfunden,
heute weiß der Himmel:
Alles ist möglich!

Auch gute Autoren, die einst bessere Wörter wußten,
benutzen heute nur noch vulgäre Ausdrücke,
wenn sie ihre Prosa schreiben:
Alles ist möglich!

Die Welt ist verrückt geworden heutzutage,
und das Gute ist heutzutage das Böse,
und schwarz ist heutzutage weiß,
und der Tag ist heutzutage Nacht,
wenn die meisten Typen heutzutage,
die die Frauen heutzutage toll finden,
einfach nur alberne Gigolos sind.

Obwohl ich kein großer Romantiker bin,
weiß ich, daß du auf jeden Fall antworten wirst,
wenn ich vorschlage (ODER: wenn ich Dir einen Heiratsantrag mache):
Alles ist möglich!

Bevor diese Schallplatte zu Ende geht, darf ich noch sagen:
Ich möchte, daß Du weißt,
alles ist möglich!

© Übersetzung: Andreas Bergmann & Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

CAPITOL-Studioaufnahme vom 16.1.1956
aufgenommen am 16.1.1956 in Hollywood, KHJ Studios
Arrangement: Nelson Riddle
Orchester geleitet von Nelson Riddle:
Mannie Klein, Conrad Gozzo, Harry ‚Sweets‘ Edison, Mickey Mangano (Trompete); Jimmy Priddy, Milt Bernhart; Juan Tizol (Posaune); George Roberts (Baßposaune); Willie Schwartz, Harry Klee (Altsaxophon, Klarinette); Justin Gordon, James Williamson (Tenorsaxophon); Mort Friedman (Baritonsaxophon); David Frisina, Harold Dicterow, Felix Slatkin, Paul Shure, Mischa Russell, Paul Nero, Victor Bay, Alex Beller, Henry Hill, Marshall Sosson (Violine); Maxine Johnson, Milton Thomas, Alvin Dinkin (Bratsche); Eleanor Slatkin, Cy Bernard, Ennio Bolognini (Cello); Kathryn Julye (Harfe); Bill Miller (Klavier); George van Eps (Gitarre); Joe Comfort (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug); Frank Flynn (Percussion).
Erstveröffentlichung/Album/LP/CD: Songs For Swinging Lovers (Capitol) zuerst erschienen 5.3.1956
LP/CD: Sings The Select Cole Porter (Capitol) zuerst erschienen 1966

Main Event Infos (english Version)

On November 21, 1934, the Broadway debut of Cole Porter’s musical “Anything Goes” took place at the Alvin Theatre to a full house and continued to captivate audiences for a year. The production starred William Gaxton and Ethel Merman in pivotal roles, with Merman also slated to perform the iconic title song. That same year, the song gained international acclaim, with renowned orchestras led by Paul Whiteman and the Dorsey brothers recording it on vinyl. Another highlight of the show was Merman’s rendition of “I Get A Kick Out Of You,” which quickly became a timeless classic.

Nearly two years later, Paramount Pictures adapted the musical for the silver screen under the direction of Lewis Milestone, featuring Bing Crosby and Ethel Merman as leads. The film premiered on January 24, 1936, and mirrored the Broadway production’s success, largely due to Porter’s exceptional music. Friedrich Holländer, a refugee from Nazi Germany, also contributed songs to the film, having been acquainted with Porter in Europe.

“Anything Goes” first graced the European stage in London in 1935 and has since seen numerous revivals in New York’s Broadway and London’s West End, with the most recent being in 2002. The musical remains a genre-defining classic and stands as one of Porter’s most triumphant works. In 1956, it inspired another Paramount film directed by Robert Lewis, starring Bing Crosby, Donald O’Connor, and Mitzi Gaynor.

Frank Sinatra first performed “I Get A Kick Out Of You” in 1943 and maintained it in his repertoire for five decades. However, the title song “Anything Goes” was an exception. In a 1953 television adaptation of the musical, Sinatra co-starred with Ethel Merman, who once again performed the title track. Sinatra’s own rendition of “Anything Goes” was recorded with Nelson Riddle in January 1956 for Capitol Records and featured on the acclaimed album “Songs For Swinging Lovers,” released in March 1956. This album is often hailed as one of Sinatra’s finest, and his take on “Anything Goes” gained fame, despite it being his sole performance of the piece.

Porter’s song is a witty, musically and lyrically ingenious critique of outdated moralists. Its cleverly rhymed verses satirize antiquated prejudices, humorously declaring them obsolete. The Broadway number, which showcased more than a mere “glimpse of stocking,” was performed by Merman alongside a quartet of dashing sailors, challenging conservative sensibilities of the 1930s. The song’s association with the then-controversial swing genre was dispelled by Benny Goodman’s landmark Carnegie Hall concert in 1938.

For Sinatra and Riddle, interpreting such a song was a delight, and their recording reflects this joy. Riddle’s understated beat, allowing for the orchestra’s skilled instrumentalists to shine, perfectly complemented Sinatra’s vocal prowess, capturing every nuance of Porter’s rhythmically precise lyrics. As a cover artist, Sinatra’s rendition is exemplary.

Bernhard Vogel for Sinatra - The Main Event

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