Joey Bishop

JOEY BISHOP (1918-2007)

Bishop hieß eigentlich Joseph Abraham Gottlieb und kam am 3. Febuar 1918 in der New Yorker Bronx als Sohn jüdischer Einwanderer aus Kontinentaleuropa zur Welt. Das New York City der Zwanziger Jahre war die Welt des Vaudeville mit seinen kleinen Bühnen, und bald schon sah der Teenager dort die Zukunft für sein komödiantisches Talent. Mit seinen Eltern inzwischen nach Philadelphia umgezogen, warf er die Schule kurz vor dem Abschluß hin, lernte Banjo, Mandoline und Steptanz und tat sich mit zwei Schulfreunden zusammen, um fortan als „The Bishop Brothers“ durch die Klubs und Kabaretts der US-Bundesstaaten Pennsylvania und New Jersey zu tingeln. Den Namen hatten die Drei von ihrem Fahrer übernommen, und als Joey Anfang der 40er Jahre begann, als Solokünstler aufzutreten, behielt er ihn bei und nannte sich fortan Joey Bishop.

Nach seiner Militärzeit (1942-1945) setzte Bishop seine Solo-Auftritte fort und konnte mit seinen bunten Programmen, in denen er auch als Stimmenimitator glänzte, bald auch in New York City Erfolge feiern. Im Sommer 1952 trat er im „Latin Quarter Club“ in Manhattan auf, wo eines Abends Frank Sinatra auftauchte und von seiner Darbietung so begeistert war, daß er Bishop sogleich als „Aufwärmer“ für einen seiner nächsten Konzertauftritte verpflichtete.

Es war der Beginn einer langen Freundschaft und für Bishop der entscheidende Wendepunkt in seiner Karriere: Von nun an war er regelmäßig als „opening act“ Sinatras zu sehen, schon Mitte der Fünfziger Jahre auch in Las Vegas auf der Bühne des legendären „Sands“, und gehörte bald zum engeren Freundeskreis um Sinatra. 1960 spielte er mit Frank, Dino, Sammy und Peter Lawford in „Ocean’s Eleven“ – tagsüber wurde in Miami gedreht, abends stand man gemeinsam auf der Bühne des Fountainbleau-Hotels: Es war die Geburtsstunde des sogenannten „Rat Pack“ um Sinatra (der als einziger bereits zum ursprünglichen Kreis um Humphrey Bogart gehört hatte). Die Künstler selbst benutzten diesen Namen freilich nie und nannten ihre gemeinsamen Auftritte, mit denen sie in den folgenden drei Jahren mehrfach in Las Vegas zu sehen waren, stets „The Summit“, „Das Gipfeltreffen“.

Während vor allem aus der Rückschau das „Dreigestirn“ Sammy, Dino und Frank das Bild jener Jahre bestimmt, so fand bei den Kritiken schon damals Joey Bishops Beitrag gebührende Beachtung, dessen Sprachwitz zu den elementaren Bestandteilen der Show gehörte und ihn zu einem der bekanntesten Komödianten Amerikas machte. Sinatra sagte einmal anerkennend, Bishop sei „die Nabe am Wagenrad“, die die gemeinsamen Auftritte erst zusammenhielte. Darauf war Bishop zeitlebens stolz.

Seinen Stil pflegten die Freunde auch untereinander: Als Sinatra im Mai 1964 am Rande der Dreharbeiten für „None But The Brave“ beim Schwimmen an einem Strand auf Hawaii beinahe ertrank und erst in letzter Sekunde gerettet werden konnte (in ersten Agenturmeldungen war schon von seinem Tod die Rede gewesen), sandte ihm Bishop ein einzeiliges Telegramm: „Mensch Frank, ich dachte, Du könntest übers Wasser laufen!“.

Ähnlich wie seine Kollegen, so konnte auch Bishop der „Rat-Pack-Revival-Welle“, die seit Ende der Neunziger Jahre über die USA und Europa hereinbrach, wenig abgewinnen – nicht nur, weil seine Rolle dabei oft übergangen wurde, sondern vor allem, weil seiner Ansicht nach die falsche Legende der stetig feiernden und saufenden Weiberhelden geschürt wurde.
„Niemals habe ich Frank, Dean, Sammy oder Peter betrunken auf der Bühne gesehen – das war alles bloß Show, nach einem sorgfältig geplanten und ausgearbeiteten Skript“. Auch sei eben die Zeit der „Summit“-Auftritte nur wenige Jahre gewesen (womit er zweifellos richtig lag) und würden in ihrer Bedeutung maßlos überschätzt. Für seinen Jähzorn gefürchtet, konnte Bishop noch in hohem Alter sehr zornig werden, wenn es um dieses Thema ging: „Mann, was reden Sie bloß alle für einen Sch...dreck daher“, polterte er einmal, live auf CNN im Rahmen eines Interviews mit Larry King.

Neben „Ocean’s Eleven“ spielte Bishop auch in „Sergeants Three“ (1962) an der Seite seiner Clan-Freunde und war daneben auch in einem dutzend weiterer Filme zu sehen, teils auch in ernsten Rollen. Den Kernpunkt seiner Karriere aber bildete das Fernsehen: Bereits in den Fünfziger Jahren als Komiker in der Abendshow von Jack Paar ein oft und gern gesehener Gast, bekam er 1961 seine erste eigene Sendereihe mit „The Joey Bishop Show“ (zunächst auf NBC, später auf ABC), einer Sitcom, in der er einen Talkshowmaster mimte. Einen sehr publikumswirksamen Auftritt hatte Bishop auch im Januar 1961, als Frank Sinatra die offizielle Gala zur Amtseinführung von US-Präsident Kennedy produzierte und seinem Freund Joey Bishop die Rolle des Moderators gab, die er in bewährter Manier ausfüllte. „Ach, da seid Ihr ja!“ begrüßte er das Präsidentenpaar, als es in der Loge Platz nahm, „seht Ihr, ich hatte Euch ja versprochen, Euch gute Plätze zu besorgen!“

1967 dann gab ihm ABC tatsächlich eine eigene abendliche Talkshow, die der berühmten „Tonight Show“ mit Johnny Carson (NBC) Konkurrenz machen sollte. Zwar wurde Bishops Talkshow schon 1969 wegen mangelnder Quoten gegenüber der übermächtigen Konkurrenz wieder eingestellt, doch Bishop selbst wurde zum zweiten Gesicht der „Tonight Show“, in der er Carson mehr als zweihundert Male vertrat und dabei u.a. auch mehrfach Sinatra zu Gast hatte.

An den gelegentlichen gemeinsamen Auftritten Sinatras mit Sammy und Dean in den Siebziger und Achtziger Jahren, und an der „Together Again“-Tour von 1988, war Bishop nicht mehr beteiligt, und manche Kolumnisten witterten ein Zerwürfnis der alten Freunde, was Bishop selbst scharf zurückwies. Doch schien er mitunter die Aufmerksamkeit zu genießen, die ihm besonders im Gefolge des Remakes von „Ocean’s Eleven“ 2003 (mit George Clooney) zuteil wurde, und versorgte die Journalisten unermüdlich mit Originalstimmen und Zitaten „von damals“, „damit Sie wenigstens ein bischen weniger Unsinn schreiben“.

Da war er schon zum letzten Überlebenden des alten Clan geworden. Peter Lawford war bereits 1984 gestorben; nun waren ihm auch Sammy (1990), Dean (1995) und Frank (1998) nachgefolgt. 1999 starb Bishops Frau Sylvia, mit der er seit 1941 mehr als ein halbes Jahrhundert lang verheiratet gewesen war. Zusehends von gesundheitlichen Problemen geplagt, zog sich der Witwer auf die exklusive Insel Lido Island im südkalifornischen Newport Bay zurück, wo er am 17. Oktober 2007 gestorben ist.

© Bernhard Vogel 2007 für The Main Event

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