AFRS (Armed Forces Radio Service)
Der AMERICAN FORCES RADIO SERVICE (AFRS) und Frank Sinatra
Am 26. Mai 1942, ein halbes Jahr nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten, gründete das US-Kriegsministerium (U.S. War Department) das Radiosendernetzwerk „American Forces Radio Service“ (AFRS), um die Soldaten in Übersee mit Nachrichten und Unterhaltungsprogrammen aus der fernen Heimat zu versorgen, also sozusagen „die Moral der Truppe“ zu stärken. Gesendet wurde zunächst, in Kurzwelle, von der Insel Kodiak in Alaska aus, so daß die Programme außer in Übersee auch in Teilen der USA empfangbar waren.
In Europa, wo sich die Senderkette als „American Forces Network“ (AFN) etablierte, begann 1943 in London eine erste neue Station mit der Übertragung der Sendungen; nach der alliierten Invasion auf dem europäischen Festland 1944 kamen nach und nach weitere hinzu, auch in Deutschland. Weltweit stieg die Zahl der Sendestationen bis Kriegsende auf auf etwa 300 an, um danach bis 1949 wieder bis auf etwa 60 zu schrumpfen.
Die Programme des AFRS erreichten während des Krieges eine enorme Popularität und stießen auf massive (auch finanzielle) Unterstützung vieler Stars aus Musik, Unterhaltung und Film. Die besten Autoren für Hörspiele und Skripte, die besten Entertainer sowie zahlreiche namhafte Swing-Orchester konnten für die Sendungen verpflichtet werden. Produziert wurden die Programme live vor Publikum, zumeist in den Aufnahmestudios nationaler Radiosender, aber auch in bekannten großen Ballsälen und Konzerthallen der USA, wobei die Sendungen in der Regel dort zunächst aufgezeichnet und dann als Aufzeichnung über die zum Netzwerk gehörenden Stationen in Alaska und in Übersee verbreitet wurden.
Die meisten Künstler stellten sich unentgeltlich zur Verfügung und steigerten so ihren Bekanntheitsgrad in den USA, wurden dadurch aber auch in den überseeischen Sendegebieten, allem voran in Asien und Europa, enorm bekannt. Für die zunehmende Popularität der Swing-Musik und ihrer führenden musikalischen Vertreter wurde der ursprüngliche „Feindsender“ AFN auf diese Weise in Deutschland bis weit über das Kriegsende hinaus sehr entscheidend und prägend.
Aber auch bestimmte Comedy-Charaktere waren immer wieder in den AFRS-Sendungen zu hören, zum Beispiel der bekannte Zeichentrickfilm-Stimmenimitator Mel Blanc (1908-1989) als „Private Sad Sack“ (zu deutsch etwa „Schütze Arsch“), der auch viele Sendungen mit Sinatra begleitete.
Die populärsten AFRS-Programme, beide seit 1942 auf Sendung, waren "Command Performance", eine wöchentliche Musik- und Entertainment-Show (die schon zwei Monate vor Gründung des AFRS gestartet war und nun vom AFRS übernommen wurde), sowie als erste neue Eigenproduktion "Mail Call - A Letter From Home", ein Wunschkonzert mit Grußübermittlung an die Angehörigen in Übersee.
Neben zahlreichen weiteren Eigenproduktionen sendete AFRS aber auch bekannte Radiosendereihen nationaler amerikanischer Sender nach Übersee, darunter auch die verschiedenen nationalen Radiosendereihen Frank Sinatras jener Jahre bei NBC und CBS („Your Hit Parade“, „The Frank Sinatra Show“, „Songs By Sinatra“, „Light-Up Time“, „To Be Perfectly Frank“ und andere), bis in die 50er Jahre hinein.
Wer sich eingehender über die Thematik AFRS informieren möchte, dem seien folgende grundlegenden und (im Gegensatz zu vielen Listen im Internet auch zuverlässigen) Bücher und Nachschlagewerke ans Herz gelegt, die neben anderen Repertorien auch für unsere Recherche herangezogen wurden:
Harry MacKENZIE: Command Performance, USA! A Discography. Westport: Greenwood Press, 1996 (ISBN: 0-313-29828-9). Infos: http://www.greenwood.com/catalog/GR9828.aspx
Harry MacKENZIE: The Directory Of The Armed Forces Radio Service Series. Westport: Greenwood Press, 1999 (ISBN: 0-313-30812-8). Infos: http://www.greenwood.com/catalog/GR0812.aspx
Hier in dieser Abteilung möchten wir Euch also nun einen genauen Überblick über alle Auftritte Sinatras in den speziell für den AFRS produzierten Radiosendungen geben.
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