A Long Night

Titel

A Long Night

Text & Musik

Alec Wilder & Loonis R. McGlohon

Main Event Infos

  • Geschichte
  • Übersetzung
  • Diskographie

Daß Alexander Lafayette Chew, genannt Alec, Wilder (*16.2.1907 + 24.12.1980) zu einem der vielseitigsten und beliebtesten Komponisten amerikanischer Musik im 20. Jahrhundert geworden ist, hatte er im besonderen zwei Menschen zu verdanken: dem oft geschmähten Columbia-Produzenten Mitch Miller, und Frank Sinatra.

Mitch Miller war es, der ab 1939 Alec Wilders Oktett-Instrumentalplatten vermarktete, auf denen sich oft eigene Kompositionen Wilders in ihrem ebenso eigenen Mix aus Elementen von Jazz und Klassik wiederfanden. Und Columbias damals größter Star, Frank Sinatra, wurde bald ein begeisterter Anhänger von Wilders Musik.

Bald kam es zu einer ersten Zusammenarbeit: Sinatras allererste Solo-Sessions bei Columbia im Juni 1943 (bei denen wegen des Musikerstreiks nur a-capella-Stücke entstanden) wurden von Alec Wilder geleitet.

Nachdem Sinatra 1943 bereits einen Wilder-Song („I’ll Be Around“) als V-Disc herausgebracht hatte, sorgte er im Dezember 1945 für eine weitere Gemeinschaftsproduktion: Sechs neu geschriebene Instrumentalstücke von Wilder wurden bei Columbia eingespielt, Mitch Miller übernahm einige der Soli auf seiner Oboe, und Sinatra selbst stieg bei den Sessions aufs Dirigentenpult – das Album „Sinatra Conducts the Music of Alec Wilder“ (eines der ersten Alben überhaupt, und Sinatras erste Orchesterarbeit) brachte mit seinem beachtlichen Erfolg für Alec Wilder den endgültigen Durchbruch. Besonders bei professionellen Musikern, aus dem Klassikbereich ebenso wie der Jazzsparte, genoß Alec Wilder bald höchstes Ansehen, und in den folgenden Jahrzehnten nahm er viele dutzend weitere Alben auf, betätigte sich daneben auch als Songschreiber. Mit Frank Sinatra verband ihn seit der Zusammenarbeit von 1943/1945 eine lebenslange Freundschaft.

1980 trat Sinatra mit einem speziellen Wunsch an seinen Freund heran: Wilder solle einen neuen Saloon-Song für ihn schreiben. Gemeinsam mit dem renommierten Pianisten und Komponisten Loonis McGlohon (29.9.1921-26.1.2002) machte sich Wilder also ans Werk, und herausgekommen ist unser neues Wochenthema „A Long Night“, eine unglaublich düstere postmoderne Ballade über die Ausweglosigkeit des Großstadtdschungels, wo Träume und Hoffnungen im Alkohol zugrunde gehen.
Es war zugleich Alec Wilders allerletzte Arbeit, nur wenige Wochen nachdem der Song fertig war, starb er am Weihnachtsabend 1980 an Krebs.

Im Juli 1981 nahm Sinatra dann das letzte Lied seines Freundes im Studio auf, für sein Albenprojekt „She Shot Me Down“ – und natürlich hatte er Gordon Jenkins dafür engagiert, das Arrangement für „A Long Night“ beizusteuern und die Orchesterleitung bei der Session zu übernehmen. Herausgekommen ist eine von Sinatras intensivsten Balladen überhaupt, im Zusammenspiel von Sinatras älter und rauher gewordener Stimme, seiner wie stets meisterlichen Interpretation des Textes, und den schneidend finsteren Streicherklängen in Jenkins‘ Arrangement.

Auf der Konzertbühne sang Sinatra das Lied mit voller Orchesterbegleitung nur während seiner triumphalen Auftrittsserie in der New Yorker Carnegie Hall im September 1981 (als das Album noch nicht erschienen war). Im Februar 1982 nahm er es zwar wieder ins Programm, aber diesmal ohne jede Streicherbegleitung. Und im Frühjahr 1982 schließlich gab er es einige Male in noch intimerem Rahmen zum Besten, im Duett mit Tony Mottola an der Gitarre.

Ein Klassiker wie etwa „One For My Baby“ ist „A Long Night“ nicht geworden. An Intensität und „Saloon Feeling“ indessen kann es Alec Wilders Stück, und Sinatras Einspielung, aber meiner Meinung nach jederzeit damit aufnehmen – das Zuhören lohnt sich.

© Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

Eine lange Nacht, es ist eine lange Nacht, mein Freund.
Die Kneipen und die Nebenstraßen: Sackgassen!

Manchmal glaubte ich, den Sonnenaufgang zu sehen,
und daß gute Zeiten heraufzögen:
Es war bloß eine weitere große Stadt
in mitternächtlichem Neonschimmer.

Eine lange Nacht, es ist eine lange Nacht, ich weiß.
Die Busfahrten, und nicht zu wissen, wohin man gehen soll.

Ich habe gesehen, was Straßenecken anrichten können
mit Dingen wie Liebe und Träumen,
ich habe gesehen, was die Flasche anrichten kann
bei jemandem, der seine Hoffnungen und Pläne hat.

Eine lange Nacht, was für eine lange Nacht ist es gewesen.
Die Abzocker und die Dealer: Sie gewinnen.

Ich habe den stärksten Gin probiert
und ihn mit dem Blues vertrieben,
nur selten habe ich die eigenen Schulden beglichen,
aber auf jeden Fall habe ich mein Lehrgeld bezahlt...

Kein Tageslicht, bloß eine lange Nacht für mich.


© Übersetzung: Bernhard Vogel für Sinatra - The Main Event

REPRISE-STUDIOAUFNAHME vom 20.7.1981
aufgenommen in New York City, Columbia Studios
Arrangement: Gordon Jenkins
Orchester geleitet von Gordon Jenkins:
Charles Turner (Trompete, Flügelhorn); Sharon Moe, Donald Corradom Joseph de Angelis (Horn); Robert Steen, Al Klink, Sidney Cooper, Sol Schlinger, Bernie Kaufman, Phil Bodner, Wally Kane (Holzbläser); Joe Malin, Pamela Posk, Christopher Tarle, James Burnham, Lesley Heller, Maura Giannini, Max Cahn, Sanford Allen, Elliot Magaziner, Julius Brand, Peter Buonconsiglio, Carmel Malin, Secondo Proto, George Wozniak, Fred Buldrini, Paul Gershman (Geige); Theodore Israel, Selig Posner, George Brown, Michael Spivakowsky, Vincent Liota, Rose Tillotson (Bratsche); Julius Ehrenwerth, Anthony Sophos, Richard Bock, Jesse Levy (Cello); Gloria Agostini (Harfe); Vincent Falcone jr. (Klavier); Tony Mottola (Gitarre); Gene Cherico, Frank Bruno, Dick Romoff (Baß); Irving Cottler (Schlagzeug); Ted Sommer (Percussion)
Album/LP/CD: She Shot Me Down (Reprise)
CD: The Complete Reprise Studio Recordings (20 CD set, Reprise) CD 19

08.09.1981 Konzert, New York, New York City, Carnegie Hall
09.09.1981 Konzert, New York, New York City, Carnegie Hall
20.07.1981 Studioaufnahme, New York, New York City, Columbia B
03.06.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace
04.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace
05.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (First Show)
05.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (Second Show)
06.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (First Show)
06.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (Second Show)
07.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace
09.03.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace
12.02.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (First Show)
12.02.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (Second Show)
16.02.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace (Second Show)
31.05.1982 Konzert, Nevada, Las Vegas , Caesars Palace

Main Event Infos (english Version)

Alexander Lafayette Chew, better known as Alec Wilder (born February 16, 1907, and passed away December 24, 1980), emerged as one of the most eclectic and celebrated American music composers of the 20th century. His rise to prominence was significantly influenced by two individuals: Mitch Miller, the often-criticized Columbia producer, and the legendary Frank Sinatra.

Mitch Miller was instrumental in promoting Alec Wilder’s octet instrumental recordings from 1939, which frequently showcased Wilder’s compositions, blending jazz with classical music elements. Frank Sinatra, Columbia’s leading star at that time, quickly became a fervent admirer of Wilder’s work.

Their collaboration began with Sinatra’s inaugural solo sessions at Columbia in June 1943, which, due to a musicians’ strike, resulted in a cappella recordings under Wilder’s direction.

Sinatra had previously released Wilder’s song “I’ll Be Around” as a V-Disc in 1943. In December 1945, they collaborated again, recording six of Wilder’s new instrumental pieces at Columbia. Mitch Miller performed some oboe solos, while Sinatra conducted the sessions. The album “Sinatra Conducts the Music of Alec Wilder” marked one of the earliest albums and Sinatra’s first orchestral endeavor, propelling Wilder to significant acclaim. Wilder’s reputation soared among professional musicians, both in classical and jazz circles, and he went on to record numerous albums and work as a songwriter. His friendship with Sinatra, forged during their 1943/1945 collaborations, lasted a lifetime.

In 1980, Sinatra made a special request to his friend: for Wilder to compose a new saloon song. Collaborating with esteemed pianist and composer Loonis McGlohon, Wilder created “A Long Night,” a profoundly dark postmodern ballad depicting the despair of the urban landscape, where alcohol shatters dreams and hopes. Tragically, this was Wilder’s final composition; he succumbed to cancer on Christmas Eve 1980, shortly after completing the song.

In July 1981, Sinatra recorded his friend’s last song for the album “She Shot Me Down,” enlisting Gordon Jenkins for the arrangement and orchestral direction. The resulting track stands as one of Sinatra’s most powerful ballads, showcasing his mature, textured voice, interpretive mastery, and Jenkins’ hauntingly dark strings.

Sinatra performed “A Long Night” with full orchestral backing only during his September 1981 Carnegie Hall performances (prior to the album’s release). In February 1982, he included it in his setlist again, albeit without strings. By spring 1982, he rendered it in a more intimate format, a guitar duet with Tony Mottola.

While “A Long Night” may not have achieved the classic status of “One For My Baby,” its emotional depth and “saloon feeling” rival the iconic tune, making it a compelling listen.

Bernhard Vogel for Sinatra - The Main Event

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